Der VBE Rheinland-Pfalz – engagiert für Pädagoginnen und Pädagogen
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Rheinland-Pfalz setzt sich als starker und politisch unabhängiger Berufsverband für die Belange aller Pädagoginnen und Pädagogen aller Schulen und Bildungseinrichtungen im Land ein.
Wir stehen für mehr Gerechtigkeit durch Bildung ein, denn Bildungspolitik ist für uns aktive Gesellschaftspolitik. Als Mitglied im VBE sind Sie Teil einer Solidargemeinschaft, die sich für die Zukunft und die Gegenwart des Bildungssystems und der Gesellschaft engagiert und soziale und pädagogische Entwicklungen in unserer Demokratie mitgestaltet und können sich auch selbst einbringen.
Der VBE ist nah bei den Kolleginnen und Kollegen in der Praxis. Deswegen sind wir uns der zentralen Rolle der Pädagoginnen und Pädagogen im Bildungssystem bewusst. Aus diesem Grund stärken wir Ihnen als Gewerkschaft den Rücken in ihrem pädagogischen Handeln, damit sie kompetent, selbstbewusst und selbstständig ihren Bildungsauftrag erfüllen können.
Lars Lamowski
VBE-Landesvorsitzender
Aktuelles und Presse
forsa-Schulleitungsumfrage im Auftrag des VBE
Schulleitungen wieder zufriedener – trotz Scheinlösungen und Stagnation Lars Lamowski: „Die Zufriedenheit der Schulleitungen steigt
Herbstferien 2024
Wir wünschen unseren Kolleginnen und Kollegen einen guten Start in die Ferien und eine erholsame
Schulungen für Personalräte 2. Halbjahr 2024
Liebe Kolleginnen und Kollegen, der VBE bietet fortlaufend Schulungsveranstaltungen zu wechselnden Themen aus dem Landespersonalvertretungsgesetz
Stimmen aus dem Verband
Positionen
Die Grundschule ist die Schule, die grundsätzlich alle Kinder aufnimmt, unabhängig von ihrer sozialen, ethnischen und religiösen Zugehörigkeit und dem individuellen Entwicklungsstand. Hier wird das Fundament für die persönliche Bildungsbiografie der Schülerinnen und Schüler gelegt, wie eine positive Lernhaltung und wichtige Grundkompetenzen.
Unsere Kolleginnen und Kollegen an den Grundschulen leisten eine pädagogisch komplexe Arbeit mit hoher Professionalität. Mit einer zunehmend heterogenen Schülerschaft gestaltet sich der pädagogische Auftrag der Grundschulen zwischen Aufgaben wie einem inklusiven, zieldifferenzierten Unterricht, Lehrer-Schüler-Eltern Gesprächen und einem erweiterten Erziehungsauftrag äußerst anspruchsvoll.
Für uns greifen die Steuerungsmaßnahmen der Bildungspolitik zu kurz, die Ursachen der Missstände an den Grundschulen werden nicht behoben und festgefahrene Strukturen verhindern eine Weiterentwicklung. Als VBE wollen wir nicht nur unsere Mitglieder bei den Problemen im aktuellen Zustand des Bildungssystems unterstützen, wir wollen unseren Arbeitsplatz aktiv mitgestalten und richtungsweisende Impulse geben, um die Grundschulen im Land besser und vor allem zukunftsfähig aufzustellen.
Drei Punkte sind dabei besonders wichtig:
- Organisationsstruktur
Wir brauchen eine Strukturreform der Grundschulen. Kleine Schulen müssen effizienter und attraktiver werden, indem man sie untereinander vernetzt und dabei Strukturen entwickelt, um personelle Ressourcen zielgerichtet einsetzen zu können und um dadurch die Kolleginnen und Kollegen zu entlasten. - Zukunftsfähiger Lernort
Grundschulen müssen zu einem zukunftsfähigen Lernort für die Schülerinnen und Schüler werden, damit wir als Lehrkräfte unserem Erziehungs- und Bildungsauftrag für alle Kinder im Sinne der Bildungsgerechtigkeit nachkommen können. Dazu braucht es kleinere Klassen, um den Kindern die Aufmerksamkeit zukommen lassen zu können, die sie verdienen, sowie den bedarfsgerechten Einsatz von multiprofessionellen Teams, um die Schülerinnen und Schüler bestmöglich zu unterstützen und die Kolleginnen und Kollegen zu entlasten.
Zudem fordern wir eine Schuleingangsphase an den Grundschulen, um die Lernausgangslage für alle Kinder zu verbessern und ihnen dabei die Förderung zukommen zu lassen, die sie benötigen. So schaffen wir eine bestmögliche Ausgangslage für den weiteren Bildungsweg. - Attraktiver Arbeitsplatz
Die Grundschule muss für unsere Kolleginnen und Kollegen ein attraktiver Arbeitsplatz sein, an dem sie unter guten Bedingungen arbeiten können. Daher fordern wir A13 als Einstiegsgehalt, eine Reduzierung der Unterrichtsverpflichtung auf 22 Wochenstunden, eine Erhöhung der Anrechnungsstunden sowie klare Arbeitsplatzbeschreibungen.
Der VBE und seine Mitglieder denken die rheinland-pfälzische Schullandschaft konsequent und logisch weiter. Mit der Realschule plus wurde lediglich die Hauptschule als eigenständige Schulform abgeschafft, ohne den dazugehörigen Bildungsgang einzustellen. Um den Anforderungen an die Sekundarstufe I und den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler gerecht zu werden, sollen die Realschule plus und die Integrierte Gesamtschule flächendeckend in einer neuen Form der Sekundarschule nach dem Vorbild der saarländischen Gemeinschaftsschule gebündelt werden.
Diese neue Schulart wird integrativ organisiert und so ausgestattet, dass die den unterschiedlichen Lernanlagen der Schülerinnen und Schüler gerecht wird und sie entsprechend individuell fördert, um sie alle zu einem qualifizierten Abschluss der Sekundarstufe I zu führen. Hierfür muss eine 110-prozentige Versorgung mit angemessen qualifizierten Lehrkräften sichergestellt sein. Des Weiteren muss die neue Sekundarschule den Übergang zu beruflichen und schulischen Bildungswegen bis hin zum Abitur erleichtern.
Förderschulen und Inklusion sind für den VBE Rheinland-Pfalz keine konkurrierenden Modelle, vielmehr müssen beide besser ausgebaut werden, damit die Schülerinnen und Schüler die Unterstützung bekommen, die sie brauchen und unsere Kolleginnen und Kollegen an den Schulen die bestmöglichen Arbeitsbedingungen vorfinden.
Wir brauchen mehr Zeit in den Förderschulen, für die Schülerinnen und Schüler sowie für die Lehrkräfte, um dem Auftrag der individuellen Förderung gerecht werden zu können. Zentral hierfür sind eine angemessene Unterrichtsversorgung, eine Reduzierung der Unterrichtsverpflichtung und eine kleinere Klassenmesszahl.
Um den Beruf attraktiver zu gestalten und unseren Kolleginnen und Kollegen zu entlasten, muss die Arbeit besser verteilt werden. Multiprofessionelle Teams greifen dort, wo der Arbeitsbereich der Lehrkräfte endet. Alle Förderschulen brauchen Konrektorinnen und Konrektoren, um die anfallenden und mannigfaltigen Verwaltungsaufgaben bewältigen zu können. Zudem müssen Zeugnisse und Gutachten vereinfacht werden.
Im Vergleich der OECD-Länder investiert Deutschland zu wenig im Primarbereich. Dabei werden hier wichtige Kompetenzen für die weitere Bildungsbiografie der Schülerinnen und Schüler vermittelt. Durch das Kooperationsverbot wird zudem die Bildungsungleichheit zusätzlich manifestiert, da die unterschiedlich hohen Ausgaben der Länder nicht durch den Bund ausgeglichen werden.
Hohe Ausgaben im Bildungsbereich alleine sind noch kein Garant für die Qualität und Gerechtigkeit des Systems, aber:
- Es ist bekannt, dass eine Doppelbesetzung aus Regelschullehrkraft und anderen Professionen besser für die individuelle Förderung der Kinder ist.
- Es ist bekannt, dass kleinere Klassengrößen positiv für den Bildungserfolg sind.
- Es ist bekannt, dass gut aus- und weitergebildete Lehrkräfte die Herausforderungen des Schulalltags besser meistern können.
- Es ist bekannt, dass der Raum als 3. Pädagoge angesehen und entsprechend gestaltet werden muss.
Daher fordern wir ausreichende Investitionen, damit die notwendigen Ressourcen zur Erfüllung der seitens der Politik an das Bildungssystem gestellten Aufgaben zur Verfügung stehen sowie die Aufhebung des Kooperationsverbotes im Bildungsbereich. Es braucht ein Kooperationsgebot von Bund, Ländern und Kommunen, wenn die Chancengleichheit unabhängig von Herkunft, dem sozio-ökonomischen Status des Elternhauses und vom Wohnort sichergestellt werden soll. Zudem braucht es gezielte Fördermöglichkeiten, um benachteiligten Kindern gleichermaßen Bildungschancen zu gewähren.
Wir als VBE Rheinland-Pfalz verstehen Bildungsgerechtigkeit auch als Verwirklichung des Grundgesetzanspruches, gleichwertige Lebensverhältnisse herbeizuführen. Nur wenn die Politik die finanziellen Ungleichheiten in der Bildungsfinanzierung der Länder angeht, wird Bildungsgerechtigkeit möglich.
Gleich mehrere repräsentative Meinungsumfragen (https://www.vbe.de/service/meinungsumfragen) des VBE zeigen: Wir Lehrkräfte wollen mediengestützten Unterricht durchführen, können dies aber nicht in dem gewünschten Maß, da die Rahmenbedingungen nicht stimmen.
Wir finden: Es ist Zeit für Veränderungen! Zeit, um die Versprechen der Politik einzulösen.
Daher setzt sich der VBE Rheinland-Pfalz dafür ein, dass die KMK-Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ endlich umgesetzt wird.
Dafür brauchen wir:
- Eine gut ausgebaute digitale Infrastruktur mit Breitbandanschluss
- Digitalen Endgeräte für Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte
- Gut durchdachte digitale Lernmaterialien
- Ein umfassendes Fortbildungsangebot und Fortbildungszeit innerhalb der Dienstzeit
- Digitales in der Lehrkräfteausbildung
Zudem müssen sich Bund und Länder auf eine dauerhafte Fortschreibung des Digitalpaktes einigen, damit eine gute digitale Ausstattung langfristig gesichert wird.
Bildungsgerechtigkeit beginnt bereits bei der frühkindlichen Bildung. Alle darauffolgenden Bildungsprozesse basieren auf dem Fundament, welches in der frühen Kindheit gelegt wurde. Ein hoher Qualitätsstandard ist deshalb bereits bei Kindern ab Geburt bis in das Vorschulalter zentral, um allen Kindern, unabhängig von ihrer Herkunft, ihres Wohnortes und des sozio-ökonomischen Status ihrer Eltern, die bestmöglichen Bildungs- und Entwicklungschancen zu ermöglichen.
Studien belegen, dass sich die Bildungschancen für benachteiligte Kinder durch eine qualitativ hochwertige und intensive Betreuung signifikant erhöhen. Wir fordern deshalb von der Politik, dass nachhaltig in den Bereich der frühkindlichen Bildung investiert wird und qualitative Standards etabliert werden. Frühkindliche Förderung muss dabei die Eltern bestmöglich mit einbeziehen und eine individuelle Förderung der Kinder ermöglichen. Gleichzeitig sind Investitionen in den quantitativen Ausbau von Kitaplätzen notwendig, um dem Rechtsanspruch auf Betreuung erfüllen zu können.
Ein wichtiger Baustein für mehr Bildungsgerechtigkeit – unabhängig von der Herkunft oder dem sozio-ökonomischen Status der Eltern – ist für uns eine längere und niedrigschwellige Bildungsarbeit. Daher müssen eine ganztägige Betreuung und Bildung mit altersgerechten und qualitativ hochwertigen Bildungsangeboten einher gehen.
Auch hier braucht es vor allem eines: eine angemessene finanzielle, räumliche und sachliche Ausstattung. Bereits jetzt spüren wir den Lehrkräftemangel in den Schulen deutlich, in den Kitas ist die Personalsituation ebenso angespannt. Die Umsetzung des beschlossenen Rechtsanspruches auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule wird ohne eine entsprechende Strategie, genügend pädagogische Fachkräfte zu gewinnen, nicht gelingen.
Der Anspruch auf Ganztag stellt auch neue Anforderungen an unsere Schulgebäude. Sie werden mir der Ausbreitung des Ganztages zu Lern- und vor allem Lebensorten, die für vielfältige Aktivitäten geeignet sein müssen. Die Kolleginnen und Kollegen, die multiprofessionellen Teams und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Ganztag brauchen ebenfalls gut ausgestattete Arbeitsplätze sowie Räumlichkeiten zum Arbeiten, für Besprechungen und zum Erholen.
Unsere Kolleginnen und Kollegen arbeiten gerne in ihrem Beruf, auch wenn der Lehrberuf eine Profession ist, die mit einer sehr hohen psychischen Beanspruchung einhergeht. Unsere Kolleginnen und Kollegen haben ein sehr hohes Maß an Eigenmotivation und Freude an der Wissensvermittlung.
Unzufrieden sind sie allerdings mit der Bildungspolitik. Vor allem die zu großen Klassen, die schlechte Ausstattung, zu wenig Personal und die fehlende Teamarbeit machen den Lehrkräften in der Praxis zu Schaffen. Fast alle Schulleitungen in Rheinland-Pfalz (97 Prozent) finden es belastend, dass Politikerinnen und Politiker bei ihren Entscheidungen den Alltag in den Schulen nicht beachten.
Wir fordern daher die Politik auf, nachhaltig in die Ausbildung und Qualifizierung von Personal zu investieren. Die zunehmende Heterogenität in immer größeren Klassenverbünden kann nur mit multiprofessionellen Teams ernsthaft bearbeitet werden. Unsere forsa-Umfrage zeigt auf, dass, um der Gefahr der Selbstausbeutung zu begegnen, intensiv und nachhaltig im Bereich der gesundheitlichen Prävention, der Supervision und Unterstützung im Zeitmanagement investiert werden muss.
Die Bereitschaft zur Gewalt nimmt in der Gesellschaft immer weiter zu. Da unsere Schulen ein Spiegel der Gesellschaft sind, macht diese Entwicklung auch vor ihnen nicht Halt. Konflikte eskalieren schneller, öfter und sie werden mit härteren Mitteln ausgetragen. Wir sind der Meinung, dass wir diese Entwicklung nicht hinnehmen dürfen. Es muss immer klar sein, dass Gewalt nicht verhandelbar ist. Wer Gewalt ausübt, übertritt eine rote Linie des gesellschaftlichen Miteinanders – und wird straffällig.
Wir können zunehmend beobachten, dass gewalttätige Übergriffe gegen Lehrkräfte keine Einzelfälle sind. Es ist keine Ausnahme mehr, wenn unsere Kolleginnen und Kollegen beleidigt werden, sie im Internet verunglimpft werden oder sie sogar tätlich angegangen werden. Aus diesem Grund beauftragen wir seit 2016 forsa damit, eine Umfrage zum Thema „Gewalt gegen Lehrkräfte“ (Link: https://www.vbe.de/service/meinungsumfragen/berufszufriedenheit-/-schulleitung-2022-gewalt) durchzuführen.
Wir fordern:
- Gewalt gegen Lehrkräfte darf kein Tabu-Thema mehr sein.
- Vorfälle müssen verpflichtend dokumentiert werden.
- Statistiken müssen geführt und veröffentlicht werden.
- Betroffene Kolleginnen und Kollegen müssen die volle Unterstützung des Dienstherrn erhalten.
- Entwicklung klarer Strukturen, an wen sich Betroffene wenden können und was nach einem Übergriff zu tun ist.
- Unterstützung der Schulen durch multiprofessionelle Teams.
- Ein breites Fortbildungsangebot.
- Vermittlung von Medienkompetenz als Prävention gegen Cybermobbing.
Mit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention und dem dazugehörigen Fakultativprotokoll haben sich die Bundesrepublik Deutschland und die Bundesländer verpflichtet, umfassende Maßnahmen zu unternehmen, um sich auf den Weg in eine inklusive Gesellschaft und insbesondere ein inklusives Bildungssystem zu machen. Wir bekennen uns zu diesem Weg und unterstützen ihn. Für uns sind Förderschulen und Inklusion keine konkurrierenden Modelle. Sie müssen vielmehr gemeinsam gestärkt werden, damit alle Schülerinnen und Schüler die Unterstützung bekommen, die sie brauchen.
Doch wurden bisher die notwendigen Rahmenbedingungen nicht geschaffen. Damit die Inklusion gelingen kann, muss das Vertrauen der Lehrkräfte zurückgewonnen werden. Dafür muss massiv investiert werden, um die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Dazu gehören:
- Die weitgehende Doppelbesetzung aus Lehrkraft und Sonderpädagoge,
- die Unterstützung durch multiprofessionelle Teams,
- die schulbaulichen Voraussetzungen,
- kleinere Klassen,
- bessere Vorbereitung durch angemessene Aus-, Fort- und Weiterbildung.
Die Integration von Kindern mit Migrationshintergrund und geflüchteten Kindern stellt hohe Herausforderungen an das Bildungssystem. So müssen Sprachbarrieren schnellstmöglich abgebaut werden, kulturelle Vielfalt muss gelebt werden und gleichzeitig muss sensibel mit eventuellen Traumata und negativen Erfahrungen umgegangen werden.
Unsere Kolleginnen und Kollegen in den Schulen dürfen mit diesen Herausforderungen nicht allein gelassen werden. Sie benötigen Unterstützung durch multiprofessionelle Teams, ausreichende finanzielle und personelle Ressourcen sowie adäquates Lehr- und Lernmaterial, um die Schülerinnen und Schüler in die Lerngruppe integrieren zu können. Dafür setzen wir uns ein.
Die Kultusministerkonferenz (KMK) legt in regelmäßigen Abständen eine Prognose des Lehrkräfteeinstellungsbedarfs und -angebots vor. Die Aussagekraft und insbesondere die Intransparenz dieser Prognosen kritisieren wir als Bildungsgewerkschaft immer wieder.
Aufgrund unserer stetigen Zweifel an der Seriosität der Prognosen, hat der VBE den Bildungsforscher Prof. i. R. Dr. Klaus Klemm damit beauftragt, die 2020 offiziell von der KMK vorgelegten Zahlen, wonach 2025 etwa 20.000 und 2030 etwa 14.000 Lehrkräfte fehlen werden, zu prüfen und aus wissenschaftlicher Perspektive zu bewerten.
Die so entstandene und im Januar 2022 veröffentlichte Expertise „Entwicklung von Lehrkräftebedarf und -angebot in Deutschland bis 2030“ (https://www.vbe.de/service/expertise-lehrkraeftebedarf-angebot-bis-2030) konnte nachweisen, dass die tatsächliche Lücke zwischen Bedarf und Angebot im Jahr 2025 bei 45.000 und 2030 bei 81.000 Lehrkräften liegen wird, wenn die bereits beschlossenen schulpolitischen Reformmaßnahmen wie der Ausbau des Ganztagsangebots an Grundschulen, Inklusion und die Unterstützung von Kindern in herausfordernden sozialen Lagen bei der Berechnung außen vor bleiben. Kalkuliert man sie ein, könnten 2023 gut 155.000 Lehrkräfte fehlen.
Eine aktualisierte Expertise bis 2035 (https://www.vbe.de/service/expertise-lehrkraeftebedarf-angebot-bis-2035) folgte im März 2022, nachdem die KMK eine Neuberechnung vorgelegt hatte. Auch hier verschleiern die von der KMK vorgelegten Zahlen den tatsächlichen Bedarf. Während die KMK von 23.800 fehlenden Lehrkräften ausgeht, berechnet Prof. Klemm 127.000 fehlende Lehrkräfte (ohne pädagogische Reformmaßnahmen) bzw. 158.000 fehlende Lehrkräfte (inkl. Pädagogische Reformmaßnahmen).
Wir fordern daher:
- Eine sofortige bundesweite Fachkräfteoffensive!
Bund, Länder und Kommunen müssen gemeinsam als Verantwortungsgemeinschaft für den Beruf werben und gezielt Schulabsolventinnen und -absolventen ansprechen, um den zwingend notwendigen Zuwachs an Lehramtsstudierendem zu erzielen. Es braucht kreative Maßnahmen und Anreize, die auf die Bedürfnisse junger Menschen eingehen, damit neue Lehrkräfte für den Dienst gewonnen werden können. Gerade in den ländlichen Regionen.
- Deutliche Verbesserungen in der Ausbildung von Lehrkräften!
Es braucht mehr Studienplätze und bessere Studienbedingungen um die Abbruchquote zu verringen. Auch inhaltlich muss das Studium an die aktuellen Anforderungen an Lehrkräfte angepasst werden.
- Mehr Praxis in der Ausbildung von Lehrkräften!
Um die angehenden Lehrkräfte besser auf die Herausforderungen des Berufs vorzubereiten, braucht es einen deutlich höheren Praxisanteil während der Ausbildung. Ein Einstiegspraktika kann wertvolle Hinweis zur Berufseignung geben und ein verpflichtendes Praxissemester mit einer Unterrichtsverpflichtung von 12 Stunden pro Woche sorgen dafür, dass angehende Lehrkräfte den Bezug von Theorie und Praxis passgenau erleben.
- Die Attraktivität des Berufs muss gesteigert werden!
Es braucht die gleiche Bezahlung von Lehrkräften, unabhängig von Schulform und -stufe sowie eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen an Schule.
- Die Politik muss sich ehrlich machen!
Wir brauchen ein klares Bekenntnis dazu, ob es die Politik mit den schulpolitischen Maßnahmen Ganztag, Inklusion, Integration und der Unterstützung von Kindern in herausfordernden sozialen Lagen wirklich ernst meint. Um diese Maßnahmen sinnvoll umsetzen zu können, braucht es Doppelbesetzungen in den Klassen. Hierdurch erhöht sich der Bedarf an Lehrkräften massiv. Auch die Erhöhung von Klassenteilern und andere Maßnahmen, die das Problem verschleiern und die Qualität der Bildung schwächen, müssen aufhören.
- Die Einsetzung und Verstetigung von multiprofessionellen Teams!
Wir als Lehrkräfte müssen uns auf unsere Aufgaben konzentrieren können. Daher braucht es in den Schulen multiprofessionelle Teams aus Verwaltungsfachkräften, Schulpsychologinnen, Schulsozialarbeitern sowie IT-Fachkräfte, damit alle an den Schulen existenten Aufgaben fachgerecht ausgeführt werden können und die Lehrkräfte entlastet werden.
- Realistische Prognosen!
Die Bedarfs- und Angebotsprognosen der politisch Verantwortlichen müssen belastbar, einheitlich, aktuell und transparent erfolgen. Zusätzlich braucht es fortlaufend fächerspezifischer Erhebungen, gerade mit Blick auf die Mangelfächer, um den Bedarf mit den Kapazitäten der Hochschulen in Relation stellen zu können.
Ein zukunftsweisender Schulbau ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Gute Schulen bieten Raum für vielfältige Lernprozesse und eine erfolgreiche Inklusion und nehmen, gerade mit Blick auf die Ganztagsbetreuung, die Schule auch als Lebensraum für die Schulgemeinschaft ernst. Schulbau, -sanierung und -modernisierung können nicht nur rein quantitativ betrachtet werden, sondern müssen darauf ausgerichtet sein, pädagogisch hochwertigen Unterricht zu unterstützen.
Wir setzen uns mit der Montag Stiftung Jugend und der Gesellschaft und dem Bund Deutscher Architekten dafür ein, den Raum als 3. Pädagogen anzunehmen und Schule entsprechend zu gestalten. Daher haben wir gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern die Schulbauleitlinien (LINK) herausgegeben und setzen uns in einem Positionspapier (LINK) dafür ein, dass Innovation im Schulbau gefördert und für die Vergabe von öffentlichen Geldern gefordert wird.
Eine Schule zu leiten ist eine herausfordernde Aufgabe. Seine Schule mit positiven Impulsen voranzubringen, ein gut zusammenarbeitendes Team anzuführen und Schülerinnen und Schüler durch optimale Bedingungen zu unterstützen, kann nur leisten, wer selbst auch angemessen unterstützt wird, ausreichend Ressourcen zur Verfügung gestellt bekommt und eine gute Führungskultur etabliert. Wir setzen uns in unserem Handeln aktiv für diese Bedingungen ein.
Zudem bieten wir für Schulleitungen den Deutschen Schulleitungskongress (LINK) an. Hier können Sie erstklassige Rednerinnen und Redner erleben, erhalten Praxistipps und können sich mit anderen Schulleitungen austauschen.
Die VBE-Mitgliederzeitschrift – Rheinland-Pfälzische Schule
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