VBE fordert: Jetzt in Prävention investieren
Lars Lamowski: „Lehrkräfte sind in ihrem Beruf hohem Stress ausgesetzt und ihre Arbeitsplätze sind oft nicht ergonomisch. Dies führt zu körperlichen und psychischen Belastungen. Arzttermine zur Prävention liegen meist mitten am Tag, was Unterrichtsausfall bedeuten würde, der in Zeiten des Lehrkräftemangels selten vertreten werden kann. So wird dann die notwendige Gesundheitsfürsorge bis in die Ferien aufgeschoben. Bis dahin kann es jedoch schon zu spät sein.”
Eine repräsentative forsa-Umfrage, die der Verband Bildung und Erziehung (VBE) im Herbst 2023 unter 1.310 Schulleitungen, darunter 105 aus Rheinland-Pfalz, durchführen ließ, zeigt eine klare Entwicklung. Mehr als 60 Prozent der Schulleitungen geben an, dass die langfristigen, krankheitsbedingten Ausfälle an ihren Schulen zunehmen. Dies gilt sowohl für physische als auch psychische Erkrankungen. Mit Blick auf die Befragungen aus den Jahren 2019 und 2021 ist dieser Wert deutlich gestiegen. 2019 vernahmen lediglich etwas mehr als ein Drittel der Befragten einen Anstieg der Erkrankungen. Im Jahr 2021 war es jeweils knapp die Hälfte.
Lars Lamowski, Landesvorsitzender des VBE Rheinland-Pfalz, kommentiert die Ergebnisse: „Jede Lehrkraft, die wegen einer psychischen oder physischen Erkrankung ausfällt, ist eine zu viel. Gerade wenn dies durch bessere Arbeitsbedingungen und gezielte Angebote zur Prävention verhindert werden kann.” Doch nur ein Viertel der befragten Schulleitungen gibt an, ausreichend Möglichkeiten zu haben, um dazu beizutragen, dass die Kolleginnen und Kollegen an ihren Schulen möglichst gesund bleiben. 2019 waren es noch mehr als 40 Prozent. „Diese Entwicklung ist nachvollziehbar”, erklärt Lamowski: „Durch den Lehrkräftemangel und den immer größeren Zuwachs an Aufgaben gehen die Kolleginnen und Kollegen immer häufiger über ihre Belastungsgrenzen hinaus und fallen infolgedessen aus. Viele Belastungsfaktoren sind dabei strukturell, dementsprechend müssen bürokratische Hürden abgebaut und die Verwaltung vereinfacht werden.” Eine Entlastung von Verwaltungsaufgaben sowie eine gleichmäßige Verteilung von Aufgaben und Mehrarbeit sind für die meisten Schulleitungen Faktoren, die besonders gesundheitsförderlich sind.
Die Umfrage zeigt auch auf, dass viele Schulleitungen ihre Schulen als partizipativen Ort gestalten, an dem man sich gegenseitig zuhört und sich unterstützt. „Wir sehen die Bemühungen vieler Schulleitungen, jedoch sind ihre Möglichkeiten begrenzt. Daher brauchen wir nicht nur dringend strukturelle Veränderungen, sondern auch mehr Personal an den Schulen”, so Lamowski weiter. „Insbesondere multiprofessionelle Teams können sich Aufgaben sinnvoll teilen und so den Schülerinnen und Schülerinnen die Unterstützung geben, die sie brauchen. Diese müssen in die Fläche gebracht und strukturell sinnvoll eingebunden werden, damit sie alle Schulen erreichen. Hierzu gehören auch Schulgesundheitsfachkräfte, die nicht nur im akuten Erkrankungs- oder Verletzungsfall professionelle Hilfe leisten oder die chronisch kranken Kinder bei der Medikamentengabe unterstützen. Sie sind auch ein wichtiger Baustein für die Gesundheitsprävention in den Schulen.”