Eine große Mehrheit der Deutschen ist einer Umfrage zufolge unzufrieden mit den Schulen und der Bildungspolitik in Deutschland. Wie eine repräsentative Forsa-Befragung im Auftrag des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND/Mittwoch) ergab, sind nur 13 Prozent der Ansicht, Kinder und Jugendliche würden ausreichend auf das Leben nach der Schule vorbereitet.
85 Prozent der Befragten finden, das ist nicht der Fall. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) ist der Meinung, Schulabgänger seien heute im Vergleich zu vor 30 Jahren schlechter qualifiziert. Knapp ein Viertel sieht keine großen Unterschiede, nur 13 Prozent glauben, heutige Absolventen sind besser qualifiziert.
Die Umfrage bestätigt Befragungen aus der Vergangenheit, in denen der Wunsch nach mehr Bildungssteuerung durch den Bund geäußert wurde. Fast drei von vier Deutschen (73 Prozent) sagen, der Bund sollte in der Schulpolitik mehr Kompetenzen und Mitspracherecht bekommen. 24 Prozent halten es dagegen für richtig, dass allein die Bundesländer dafür zuständig sind. So ist es im Grundgesetz geregelt. Deutschland hat damit 16 Bildungssysteme, was ein gemeinsames Vorgehen immer wieder erschwert. Für eine entsprechende Grundgesetzänderung wären in Bundestag und Bundesrat Zweidrittelmehrheiten notwendig, die aktuell nicht absehbar sind.
Die Probleme im deutschen Bildungssystem stehen seit Monaten im Fokus der politischen Debatte. Die Herausforderungen ballen sich: anhaltender Lehrkräftemangel, Leistungsabfälle bei Grundschülern, Lernlücken nach dem eingeschränkten Schulbetrieb in der Coronapandemie, Bildungserfolg, der weiterhin stark von der Herkunft abhängt, mehr als 200 000 zusätzliche Schüler aus der Ukraine und noch nicht absehbare Entwicklungen durch den zunehmenden Einfluss von künstlicher Intelligenz, wie zum Beispiel ChatGPT. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) reagierte auf die Forsa-Umfrage am Mittwoch bei Twitter mit den Worten: «Das deutsche Bildungssystem steckt in einer tiefen Krise, die uns alle betrifft. Bund, Länder und Kommunen müssen endlich an einem Strang ziehen. Wir müssen uns jetzt zusammenraufen, schließlich geht es um unsere Kinderund ihre Chancen.»
Berlin (dpa)