Rheinland-Pfälzische Schule

Schulleitungen mehr Empowerment und Entscheidungsfreiheit geben

„Man kann Schulleitungen mit Schiffskapitänen vergleichen – oder auch etwas bodenständiger mit Führungskräften mittelständischer Unternehmen“, sagt Dr. Sarah Henkelmann, Sprecherin des Netzwerks Digitale Bildung. Schulleitungen müssen ihre Schule wie ein Schiff durch Herausforderungen von Stundenplanungen, Lehrerfortbildungen, Elterngesprächen, Schülerkonferenzen und Entscheidungen von Kultusministerien lenken. Dafür sollten sie endlich selbstbestimmter beispielweise über Budget, Schulprofil und Personalmanagement entscheiden. „Empowert die Schulleitungen“, fordert Sarah Henkelmann.

Die Aufgaben, die Rektoren und Direktorinnen zu meistern haben, gleichen denen klassischer Unternehmensführung. Zwar müssen sie keinen Gewinn erzielen wie ein Wirtschaftsunternehmen. Doch ihre Arbeit unterliegt verschiedenen Ansprüchen und Erwartungen von Ministerien, Schulverwaltungsämtern, Lehrkräften, Eltern und Schülerinnen und Schülern. „Um allen gerecht zu werden, bedarf es zahlreicher Fähigkeiten: Schulleitungen müssen beispielsweise strategisch denken, wenn sie die Stundenpläne für ein Schuljahr zusammenstellen; sie müssen sozial kompetent sein, um alle Bedürfnisse im Blick zu behalten; sie müssen weitsichtig denken und handeln, damit ihre Schule mit der Zeit geht und etwa zeitgemäßen Unterricht mit digitalen Werkzeugen bietet“, weiß die Netzwerksprecherin. Die Verantwortung sei groß – doch derzeit fehlt es den Schulleitungen vor allem an Macht und Entscheidungsfreiheit in vielerlei Hinsicht. Deshalb plädiert sie dafür: „Empowert Schulleitungen und gebt ihnen mehr Handlungsspielraum!“ Um das Bild von den Kapitäninnen und Kapitänen aufzugreifen, die ihr Schiff und ihre Mannschaft steuern müssen, sagt Sarah Henkelmann: „Lasst sie vom Stapel und gebt ihnen das entsprechende Rüstzeug und die notwendigen Kompetenzen, damit sie von ihrer Brücke aus sowohl die ruhigen Gewässer als auch die stürmische See einer Schulverwaltung meistern können. Zum Beispiel sollten Schulleitungen ihr Budget selbst verwalten – schließlich sind viele von ihnen für 100 und mehr Lehrkräfte und rund 1000 Schülerinnen und Schüler verantwortlich.“

Warum mehr Verantwortung wichtig ist

Empowerment lautet das Stichwort – schwer, in einem Wort ins Deutsche zu übersetzen, aber es besagt, Menschen zu befähigen, ihre Kompetenzen noch besser zu nutzen, ihre Stärken zu stärken, damit sie eigenverantwortlich und selbstbestimmt agieren. „Wer mehr Verantwortung trägt, handelt verantwortungsbewusster. Und vor allem: Wer Vertrauen erfährt, handelt mit mehr Engagement und Weitsicht“, ist Sarah Henkelmann überzeugt. Am Beispiel der Digitalisierung lasse sich aufzeigen, wie Empowerment auf den verschiedenen Ebenen innerhalb einer Schule funktionieren kann – vorausgesetzt, die Schulleitung selbst habe die Handlungs- und Entscheidungsfreiheit, die es für gute Führung braucht. „Eine Schulleitung muss nicht alles selbst können. Aber sie muss Mut machen können, Neues auszuprobieren, Neugierde wecken, delegieren und sich vernetzen können“, sagt Henkelmann. Das größte Plus sei, dass Schulleitungen alle Beteiligten mit ins Boot holen können und sollen – Lehrende, Lernende, Eltern, lokale Bildungspartner, politisch Verantwortliche. „Um einen umfassenden Schulentwicklungsprozess anzustoßen und umzusetzen – beispielsweise hin zur digital ausgestatteten Schule und zu zeitgemäßem Unterricht mit digitalen Werkzeugen –, müssen alle an einem Strang ziehen“, sagt Sarah Henkelmann.

Lehrkräfte ebenfalls empowern

Hilfreich ist es, wenn Schulleitungen auch ihre Mitarbeitenden selbst empowern. Sarah Henkelmann sagt: „Wenn sie ihren Lehrkräften mehr Eigenverantwortung geben, ihnen Fort- und Weiterbildungen ermöglichen, die Fähigkeiten und Interessen jedes Einzelnen und jeder Einzelnen ausschöpfen und für den gesamten digitalen Transformationsprozess nutzen, können sie viel gewinnen.“ Vielleicht gebe es den einen Lehrer oder die eine Lehrerin, die bereits hybriden Unterricht erfolgreich umsetzt, oder die Lehrkraft, die sich für künstliche Intelligenz interessiert und diese im Unterricht einsetzt und lehrt. „Diese Lehrpersonen können das Lehrerkollegium an ihren Erfahrungen teilhaben lassen und ihr Wissen weitergeben. Das stärkt einerseits den Wissensgeber selbst, andererseits stärkt es das Team und bringt damit die Schule als Ganzes voran“, erklärt Henkelmann.

Fähigkeit haben, ein Team zu führen

„Wenn sich Schule verändern soll, muss dies auf allen Ebenen passieren“, weiß Henkelmann aus zahlreichen Gesprächen mit Entscheidungsträgern. „Doch an der Spitze stehen die Schulleiter und Rektorinnen. Wenn sie ihren notwendigen Handlungs- und Entscheidungsspielraum erhalten, können sie gemeinsam mit ihrem Lehrkräfte-Team und allen anderen Beteiligten das individuelle Konzept für die eigene digitale Schule und den modernen Unterricht mit digitalen Werkzeugen entwickeln.“ Das Potenzial sitze bereits in den Direktorenzimmern und könne sich entfalten – „empowern wir die Schulleitungen, empowern wir die gesamte Schulentwicklung und den digitalen Transformationsprozess an Schulen“, so Henkelmann.

Sich von anderen inspirieren lassen

Das Netzwerk Digitale Bildung versteht sich als Plattform und Brückenbauer, um Pädagogik und Technik zusammen an einen Tisch zu bringen. Die Initiative ging vom heutigen Förderpartner SMART Technologies aus. Getragen wird unsere Mission mittlerweile von verschiedenen Förderern aus der Wirtschaft. Die Inhalte steuern nichtkommerzielle Kooperationspartner, Pädagoginnen und Pädagogen sowie Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft bei. Nutzen Sie die Impulse und Handlungsempfehlungen unseres Netzwerks, um modern ausgestattete Schulen zu schaffen und Unterricht mit digitalen Werkzeugen mitzugestalten.

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Netzwerk Digitale Bildung, Tina Bauer