Der Lehrermangel verschärft sich weiter. Um mehr qualifiziertes Personal in die Schulen zu bekommen, versucht man in vielen Bundesländern inzwischen auch, pensionierte Lehrkräfte wieder für den Schuldienst anzuwerben oder Lehrerinnen und Lehrer, die kurz vor dem Ruhestand stehen, zu motivieren, den Beginn ihrer Pension oder Rente hinauszuschieben. Nach einer exklusiven Abfrage aller Kultusministerien durch das Schulportal gehen die Schulverwaltungen oder Schulleitungen in 13 Bundesländern aktiv auf diese Lehrkräfte zu. In drei Ländern ist das bislang aber noch nicht der Fall. Jedes Jahr wird es schwieriger, alle offenen Lehrerstellen zu besetzen. Laut Kultusministerkonferenz fehlen bis 2025 etwa 25.000 Lehrkräfte, andere Berechnungen gehen noch von einer viel höheren Zahl aus. Grund für den Mehrbedarf sind zum einen eine gestiegene Geburtenrate und die Zuwanderung, zum anderen die Pensionierungswelle seit der Jahrtausendwende, die durch die Zahl der Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter nicht ausgeglichen werden kann. Zwar flacht die Pensionierungswelle inzwischen wieder ab, lag aber 2021 noch immer bei 17.000 Neupensionierungen bundesweit. Insgesamt gab es 2021 knapp 457.000 pensionierte Lehrkräfte. Dazu kommen noch die verrenteten Lehrerinnen und Lehrer.
Mehr als 5.000 pensionierte Lehrkräfte an den Schulen
Immer mehr Bundesländer versuchen mittlerweile, Lehrkräfte dafür zu gewinnen, ihren Eintritt in Pension oder Rente hinauszuschieben oder stundenweise aus dem Ruhestand an die Schule zurückzukehren. Nach einer eigenen Abfrage des Schulportals werden Lehrkräfte im Pensionsalter in 13 von 16 Ländern direkt durch die Kultusministerien angeschrieben, oder sie bekommen entsprechende Angebote durch die Schulleitungen. Noch nicht der Fall ist das derzeit in Brandenburg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland.
In Rheinland-Pfalz werden pensionierte Lehrkräfte bzw. solche, die vor dem Eintritt in den Ruhestand stehen, bislang noch nicht für eine Weiterbeschäftigung im Schuldienst angeworben. Die Möglichkeit, Lehrkräfte auch über den Eintritt in den Ruhestand hinaus zu beschäftigen, bestehe allerdings, heißt es aus dem Bildungsministerium. Eine Auswertung der Schulaufsicht habe ergeben, dass aktuell in Rheinland-Pfalz 1.000 Beschäftigte im Schuldienst eingesetzt sind, die das 65. Lebensjahr überschritten haben. Dabei handele es sich aber nicht nur um Lehrerinnen und Lehrer, sondern vor allem auch um Personen, die zum Beispiel im Ganztag beschäftigt sind.
Bislang konnten demnach mehr als 5.000 Lehrkräfte bundesweit für einen Verbleib oder Wiedereinstieg in den Schuldienst gewonnen werden. Gemessen an den knapp 800.000 Lehrerinnen und Lehrern, die im Schulsystem sind, machen pensionierte Lehrkräfte, die weiter oder wieder in der Schule arbeiten, allerdings nicht einmal ein Prozent aus. Eine Altershöchstgrenze zur Weiter- oder Wiederbeschäftigung von Lehrerinnen und Lehrern im Ruhestand gibt es in keinem Bundesland. Die meisten Bundesländer bieten als Anreiz Vergünstigungen wie die Öffnung oder Anhebung der Hinzuverdienstgrenze oder einen Besoldungszuschlag.
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