Fast überall fehlen Fachkräfte. Auch in der frühkindlichen Erziehung machen sich die Lücken bemerkbar. In Zukunft soll sich die Situation bessern. Eine neue Kampagne in Rheinland-Pfalz soll das Interesse vor allem junger Leute für den Beruf der Erzieherin oder des Erziehers wecken und damit dem Personalmangel in den rund 2700 Kitas im Land entgegenwirken. Derzeit seien etwa 1500 von insgesamt 26 000 Vollzeitstellen nicht besetzt, sagte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) bei der Vorstellung der Kampagne im Mainzer Landesmuseum. Die Aktion soll über drei Jahre hinweg beispielsweise auf Plakaten, einer eigenen Homepage und in Social-Media-Kanälen laufen. Wichtigste Zielgruppe ist dabei die «Generation Z», also die zwischen 1995 und 2010 Geborenen. Träger der Kitas sind vor allem die Kommunen und die beiden großen christlichen Kirchen, nicht das Land. Aktuell erlernen laut Hubig pro Ausbildungsjahr rund 2000 Menschen den Beruf Erzieherin oder Erzieher – insgesamt sind es knapp 6000. Wenn durch die neue Kampagne diese Zahl in den nächsten Ausbildungsjahren um 10 bis 15 Prozent ansteigen würde, «wäre dies ein riesiger Erfolg», sagte sie. Die Kampagnenmotive wurden in rheinland-pfälzischen Kitas mit echten Kita-Kindern und Fachkräften fotografiert.
Mahnende Worte kamen von der Vorsitzenden des Kita-Fachverbandes, Claudia Theobald. Werbung sei zwar wichtig, doch auch die Rahmenbedingungen für die Arbeit in Kitas müssten stimmen, sagte sie. Als Vergleich zeigte sie eine Flasche Wein in schönem Design und mit ansprechendem Etikett. Diesen Wein werde aber niemand ein zweites Mal kaufen, wenn der Inhalt nicht schmecke. Der Fachkräftemangel mache den Kitas zu schaffen, berichtete sie. «Die Relevanz des Erzieherberufs ist in der Gesellschaft noch nicht angekommen.» Auch Hubig sprach von einer «angespannten Personalsituation» in den Einrichtungen. Die Vorsitzende des Landeselternausschusses, Karin Graeff, hob die besondere Bedeutung der frühkindlichen Erziehung für den weiteren Werdegang der Kinder hervor. «Im Grunde baut alles auf dem Kita-System auf», sagte sie. Der Deutsche Gewerkschaftsbund begrüßte die Kampagne. «Der Erzieherinnen- und Erzieherberuf muss mehr Wertschätzung erfahren», forderte die Vorsitzende des DGB Rheinland-Pfalz/Saarland, Susanne Wingertszahn, in einer Mitteilung. «Wertschätzung beginnt für uns bei der Bezahlung.»
Die oppositionelle CDU-Fraktion kritisierte dagegen, die Fachkräftekampagne komme zu spät. An allen Ecken und Ende fehle in den Kitas das Personal, sagte der Abgeordnete Thomas Barth laut Mitteilung. «Das von der Landesregierung hochgelobte Kita-Gesetz liefert für dieses riesige Personalproblem keine brauchbaren Antworten.» Die CDU-Fraktion habe stets bemängelt, dass beim Kita-Gesetz der pädagogische Blick auf die Kinder fehle. Das 2021 verabschiedete Gesetz hatte die Arbeit an den Kindertagesstätten in Rheinland- Pfalz erstmals seit 28 Jahren neu geregelt. Es stellt die Berechnung der Personalausstattung auf eine neue Grundlage, garantiert eine siebenstündige Betreuung am Tag, erhöht den Personalschlüssel um rund zehn Prozent und führt einheitliche Qualitätsstandards ein.
Mainz (dpa/lrs)