Die Grundschule ist die Schule, die grundsätzlich jedes Kind aufnimmt, unabhängig von sozialer, ethnischer oder religiöser Zugehörigkeit und seinem individuellen Entwicklungsstand. Im Verlauf der Grundschulzeit werden wichtige Grundfertigkeiten und positive Lernhaltungen vermittelt, wodurch ein tragendes Fundament für die persönliche Bildungsbiografie der Schülerinnen und Schüler gelegt wird.
Der pädagogische Alltag der Grundschulen ist sehr komplex und erfordert eine hohe berufliche Professionalität. Der pädagogische Auftrag des Grundschulunterrichts ist bei einer zunehmend heterogenen Schülerschaft höchst anspruchsvoll und zeichnet sich durch Wesensmerkmale wie inklusiven, zieldifferenten Unterricht, Rhythmisierung, Verbalbeurteilungen, Lernportfolio, Lehrer-Schüler-Eltern-Gespräche und einen erweitertem Erziehungsauftrag mit hohem Beratungsaufwand aus.
Nicht zuletzt während der laufenden Coronapandemie haben jedoch die Pflichten zugenommen, die nicht in den primären Aufgabenbereich der Schulleitungen und Lehrkräfte fallen. Zeit, um sich auf die eigentlichen pädagogischen Aufgaben zu konzentrieren, bleibt den Kolleginnen und Kollegen kaum.
Die zentrale gesellschaftliche Bedeutung grundlegender Bildung an Grundschulen, dem Fundament für erfolgreiches Lernen, soziale Integration und Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnen und Schüler, muss aus unserer Sicht für die Politik handlungsleitend sein und in den Fokus gerückt werden.
Unsere Erfahrungen mit der bisherigen Bildungspolitik zeigen, dass Steuerungsmaßnahmen zu kurz greifen und die eigentlichen Ursachen der Missstände an Grundschulen nicht beheben. Festgefahrene Strukturen verhindern eine Weiterentwicklung.
Als VBE haben wir den Anspruch an uns, Impulsgeber und Mitgestalter zu sein. Mit dem vorliegenden Antrag regen wir eine grundsätzliche Diskussion darüber an, wie Grundschulen im Land besser aufgestellt und zukunftsfähig gemacht werden können. Wir zeigen richtungsweisende Veränderungen auf, um Grundschule künftig neu zu denken und in die Lage zu versetzen, ihren Bildungsauftrag wieder erfüllen zu können. Drei bedeutsame Handlungsfelder sind dabei besonders wichtig:
1. Organisationsstruktur
Es braucht eine Strukturreform auf dem Gebiet der Grundschulen. Kleine Schulen müssen effizienter und attraktiver werden, indem man sie untereinander vernetzt und Strukturen entwickelt, um personelle Ressourcen wie multiprofessionelle Teams sinnvoll einsetzen zu können. Sekretariate müssen regelmäßig besetzt sein. Eine Vernetzung mehrerer kleinerer Schulen mit einer großen Schule als Verwaltungshauptstandort soll zusätzliche Entlastung in das System bringen.
2. Zukunftsfähiger Lernort
Grundschulen müssen wieder ein zukunftsfähiger Lernort für die Schülerinnen und Schüler werden, damit wir als Lehrkräfte unseren Erziehungs- und Bildungsauftrag für alle Kinder im Sinne der Chancengleichheit erfüllen können. Die Klassenmesszahl muss auf 20 reduziert werden, um den Kindern die Aufmerksamkeit entgegenbringen zu können, die sie verdienen. Hinzu kommt der bedarfsgerechte Einsatz von multiprofessionellen Teams, mit denen die Lehrkräfte entlastet und die Schülerinnen und Schüler bestmöglich gefördert werden. Jede Grundschule muss eine inklusive Schule werden. Zudem fordern wir ein Schuleingangsjahr an den Grundschulen, um die Lernausgangslage für alle Kinder zu verbessern und ihnen frühzeitig die Förderung und Unterstützung zukommen zu lassen, die sie benötigen. Die Kinder lernen länger zusammen und werden durch verschiedene Professionen in diesem Prozess unterstützt. So schaffen wir die bestmögliche Ausgangslage für den weiteren Bildungsweg.
3. Attraktiver Arbeitsplatz
Die Grundschule muss für die Kolleginnen und Kollegen ein attraktiver Arbeitsplatz sein, an dem sie unter guten Bedingungen arbeiten können. Daher fordern wir A13/E13 als Einstiegsgehalt, eine Reduzierung der Unterrichtsverpflichtung auf 22 Wochenstunden, eine Erhöhung der Anrechnungsstunden sowie klare Arbeitsplatzbeschreibungen. In den vernetzten Grundschulen entstehen neue Funk- tionsstellen, welche neue Perspektiven und Aufstiegs- möglichkeiten im GS-Bereich eröffnen. Durch transpa- rente Aufgabenzuteilungen wird deutlich, wer für was zuständig ist.