Jeder und jede angehende Kollege/Kollegin kennt es. Man kommt nach dem Abitur an die Uni, hat vorher vielleicht noch ein Freiwilliges Soziales Jahr oder Ähnliches gemacht und möchte gerne Lehrer/-in werden.
Doch was bedeutet das heute eigentlich noch? Vor einer Gruppe von Kindern stehen und Stoff vermitteln? Um 12 Uhr Feierabend haben und 6 Wochen im Sommer freihaben? Mitnichten. Der Beruf der Lehrkraft ist heute so komplex geworden, dass man ihn nur schwer mit wenigen Worten begreifen kann. Er deckt viele Berufe teilweise ab. Der Stoffvermittler von früher ist natürlich auch heute noch dabei. Angehende Kolleginnen und Kollegen wissen das und wählen diesen Beruf trotzdem.
Warum eigentlich? Weil wir alle mal an diesem Punkt standen und die Welt ein kleines bisschen besser machen wollten. Wir alle wollten unser Wissen weitergeben. Wir wollten gute Erfahrungen teilen und dafür sorgen, dass sich unsere schlechten Erfahrungen bei den kommenden Generationen nicht mehr wiederholen. Aus all diesen und noch viel mehr Gründen wollten wir in das System und gleichzeitig wollten wir es verändern. Weil jeder und jede angehende Kollege/Kollegin jetzt schon weiß, dass das System, so wie es heute dasteht, nicht mehr funktioniert, weil es nicht mehr den Anforderungen unserer modernen Gesellschaft entspricht.
Und trotz dieses Wissens entscheiden sich immer wieder Hunderte von jungen Menschen dafür, ihr Leben dahingehend auszurichten, andere Menschen auf ihrem Lebensweg zu begleiten. Doch sind wir irgendwann alle Teil des Systems – mit all seinen Schwächen. Zu wenige Kolleginnen und Kollegen, zu viele Schüler/
-innen in zu wenigen Klassen, zu viele individuelle Bedürfnisse, zu wenig Zeit, zu viele Aufgaben und nun soll auch noch die Teilzeit gestrichen werden. Was machen all diese Anforderungen und Äußerungen mit jungen Menschen? Nun, jeder hat eine andere Herangehensweise, aber wir alle wollen das System auf unsere eigene Art und Weise verändern. 2019 habe ich mich dafür entschieden, im VBE aktiv zu werden, weil das Meckern im Lehrerzimmer mir nicht mehr ausgereicht hat. Meckern kann jeder, dachte ich mir, ich will anpacken. Ich will dieses System so verändern, dass es für alle passt. Nachdem ich dazu bei vielen Organisationen angefragt hatte, habe ich die schnellste und ausführlichste Antwort vom VBE Rheinland-Pfalz bekommen.
Keine 2 Monate später fand ich mich bei meiner ersten digitalen Vorstandssitzung (dank Corona) wieder und durfte meine Meinung sagen. Diesen Einfluss so schnell und so niederschwellig zu bekommen, das war mir völlig neu. Meine drei Vorgängerinnen haben mich direkt unter ihre Fittiche genommen und mich an die Arbeit im Verband herangeführt. Die Jugend darf mitentscheiden. Nicht nur am Freitagabend beim Feierabendbier in der Kneipe ein bisschen meckern, nein, plötzlich war man mitten im Geschehen. Als ich dann als Nachfolger im Amt des Sprechers der „Jungen“ vorgeschlagen wurde, war ich nicht nur sichtlich überrascht, ich war auch extrem stolz.
Dass ich das Amt des Landessprechers des Jungen VBE heute ausüben darf, ist mir eine Ehre. Richtig ernst genommen fühle ich mich aber seit unserer Delegiertenversammlung. Durch unsere Satzungsänderung hat der Junge VBE nun einen festen Platz im Landesvorstand und ist damit direkt und gleichberechtigt an allen wichtigen Entscheidungen des Verbandes beteiligt.
Dieses gemeinsame Arbeiten an wichtigen Entscheidungen mit Amtsträgern innerhalb und außerhalb des Verbandes zeugt davon, wie ernst im VBE auch die Jugend genommen wird. Denn wenn wir ehrlich sind, schaffen wir den Weg aus der Krise nur gemeinsam. Und wenn wir den Personalmangel bekämpfen wollen, warum dann nicht mit der eigenen Jugend, die ihre Zukunft mitgestalten kann? Als Schulleiter und Landessprecher darf ich mittlerweile viele Dinge selbst gestalten und entscheiden. Ich kann im System arbeiten und es Stück für Stück von innen heraus verbessern. Und wenn das nächste Gespräch mit wichtigen Entscheidungsträgern ansteht, ist auch der Junge VBE dabei und darf mitreden.
Ihr habt auch die Nase voll von diesem Lückenfüllen und Durchhalten? Ihr seid es leid, dass viel geredet und wenig gemacht wird? Ihr wollt den Job endlich so wahrnehmen, wie er sein soll, um das Bestmögliche für die wichtigsten Menschen – unsere Schüler/innen – zu realisieren? Dann macht mit. Kommt zum Jungen VBE.
Mike Theobald