„Die Bildung der Kinder darf weder von der Finanzlage einzelner Kommunen noch von einer zufälligen Digitalisierungsaffinität einzelner Lehrkräfte abhängig sein“, sagt Dr. Sarah Henkelmann, Sprecherin des Netzwerks Digitale Bildung. „Informatik als Pflichtschulfach – wie es in Österreich seit Beginn des neuen Schuljahres der Fall ist – muss flächendeckend auch an deutschen Schulen Einzug halten.“ Das Netzwerk Digitale Bildung mit seinen Expertinnen und Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen unterstützt Schulträger und Schulleitungen dabei, die pädagogisch-technische Ausstattung zu erhalten, digitale Lern- und Lehrwerkzeuge bestmöglich nutzbar zu machen und innovative Konzepte umzusetzen, eine funktionierende digitale Infrastruktur einzurichten und nachhaltigen Support zu gewährleisten. „Die Lernenden stehen dabei immer im Mittelpunkt, denn es gilt die Devise: Pädagogik vor Technik“, sagt Henkelmann.
Finanzielle Mittel akquirieren
Bei der finanziellen Umsetzung unterstützen die 19 deutschen Förderbanken mit verschiedenen Förderprogrammen, Zuschüssen und Darlehen. Insgesamt stehen beispielsweise für Rheinland-Pfalz beim DigitalPakt Schule rund 240 Millionen Euro an Bundesmitteln zur Verfügung, die mit einem zehnprozentigen Eigenanteil der Schulträger aufzustocken sind. Als Förderbank des Landes Rheinland-Pfalz bearbeitet die ISB – Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz – die Anträge, die die 400 Träger für 1600 Schulen in Rheinland-Pfalz stellen können. Gefördert werden laut ISB zum Beispiel Verkabelung, drahtloses Internet sowie digitale Anzeige- und Arbeitsgeräte. „Diese Investitionen bringen die digitale Transformation voran“, sagt Sarah Henkelmann.
Was noch getan werden muss
Doch die Netzwerk-Sprecherin weiß auch, dass die Realität anders aussieht und viele Gelder aus dem DigitalPakt Schule noch nicht von den Schulträgern abgerufen worden sind. Laut KfW-Kommunalpanel 2021, das auf einer Befragung von Kämmereien der Städte, Gemeinden und Landkreise beruht, kritisieren zahlreiche kommunale Schulträger komplizierte Vorgaben und Antragsverfahren, um Gelder des DigitalPakts Schule zu erhalten. „Eine Vereinfachung der Förderanträge muss weiterhin in den Blick genommen werden“, sagt Sarah Henkelmann. Um dabei die höchste Förderwirkung zu erzielen, sei es wichtig, dass zur Anschaffung und Ausstattung ein umfassendes Konzept, stetige Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte sowie der professionelle Support von Beginn an mitgedacht würden. „Nur mit einem technischen und pädagogischen Gesamtpaket sowie den besten digitalen Werkzeugen kann gute digitale Bildung gelingen“, ist Henkelmann überzeugt. Dabei sei stets wichtig, effizient und nachhaltig zu investieren und regelmäßig zu prüfen, ob die Fördergelder da ankommen, wo sie digitale Bildung voranbringen. „Wenn die Gesellschaft und wir alle das Potenzial und die Wichtigkeit von digitaler Bildung erkennen, können wir etwas bewegen und unseren Wohlstand sichern.“
Warum digitale Bildung ein Muss ist
Spätestens seit Beginn der Coronapandemie 2020 wissen wir, dass Investitionen in digitale Bildung in Deutschland unumgänglich sind. Damit künftige Generationen in der digital geprägten Lebens- und Arbeitswelt nicht abgehängt werden und diese vor allem erfolgreich beeinflussen können, müssen sie entsprechende Kompetenzen erlernen. Sie beinhalten mehr, als schlicht einen Computer zu bedienen: Kritisches Denken, Kreativität, Kollaboration und Kommunikation sind die Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts.
„Wer Zukunft mitgestalten will, muss zu seiner Zeit das Richtige lernen und lehren“, sagt Sarah Henkelmann. Die Bundesregierung hat Ende August 2022 ihre neue Digitalisierungsstrategie vorgestellt. Bei Zukunftsvisionen solle es nicht bleiben, sondern ganz konkret werden, sagte Digitalisierungsminister Volker Wissing und formuliert Ziele, die bis 2025 erreicht werden sollen – unter anderem „ein chancengleiches, barrierefreies Bildungs-Ökosystem als Angebot für alle Lebensphasen“.
Die Netzwerk-Sprecherin Sarah Henkelmann begrüßt die Initiative. Sie weiß: „Für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes und unserer Gesellschaft gilt es jetzt, in digitale Bildung zu investieren – kompromisslos, innovativ und nachhaltig.“
Tina Bauer, Netzwerk Digitale Bildung