Künstliche Intelligenz (KI) und Programme wie ChatGPT werden nach Einschätzung von Bildungsexperten auch in den Schulen eine wachsende Rolle spielen. «KI ist Teil der Realität – und es ist nicht hilfreich, nur auf das zu schauen, was daran schwierig werden könnte», sagte die geschäftsführende Direktorin des Instituts für Schulentwicklungsforschung (IFS), Nele McElvany, am Donnerstag am Rande einer Tagung in Dortmund. «Schülerinnen und Schüler müssen lernen, wie sie mit den Informationen umgehen, die ChatGPT ausspuckt, wie sie die Quellen dahinter überprüfen und kritisch bewerten.»
Das sei ähnlich wie auch bei den digitalen Kompetenzen, die Kinder und Jugendliche erwerben müssten, schilderte McElvany. Die Prüfungsformen würden sich künftig womöglich vom schulischen bis hin zum universitären Bereich ändern – etwa mit mehr mündlichen Leistungsüberprüfungen. «Da werden wir uns alle Gedanken machen müssen.» Olaf Köller vom IPN Leibniz-Institut für Pädagogik in Kiel betonte, neben den drei Basiskompetenzen Rechnen, Schreiben, Lesen sollte in Zukunft gleichwertig eine Grundbildung in digitalen Kompetenzen inklusive KI-Kenntnissen hinzukommen. KI-Programme wie ChatGPT für die Schulen zu verbieten, sei keine Lösung. Er sehe ChatGPT eher «gelassen»: Auch die Einführung des Taschenrechners habe nicht zur Abschaffung des Fachs Mathematik geführt, sagte er bei der Veranstaltung zum 50-jährigen Bestehen des renommierten Instituts für Schulentwicklungsforschung an der Uni Dortmund. Das IFS gehört zu den bundesweit führenden Einrichtungen der Bildungsforschung. Dort werden auch international beachtete Studien wie die Leistungsanalyse von Viertklässlern – die Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung (Iglu) – durchgeführt. Stefan Luther vom Bundesbildungsministerium sagte via Videobotschaft, das IFS sei ein «Leuchtturm der Schulforschung» und ein «Impulsgeber für die Bildungspolitik». Die jüngsten Iglu- Ergebnisse, denen zufolge jeder vierte Viertklässler nicht einmal das Mindestniveau im Lesen erreiche, seien «alarmierend» und «vielleicht auch beschämend für ein Land wie Deutschland».
Dortmund (dpa)