Angesichts Tausender fehlender Lehrkräfte an Schulen in Deutschland hat ein Bildungsbündnis umfassende Reformen beim Lehramtsstudium gefordert. Um mehr Nachwuchs zu gewinnen, müsse das Studium attraktiver werden, appellierten Experten der Robert Bosch Stiftung, der Bertelsmann Stiftung, des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) und des Stifterverbands. Nötig seien flexiblere, praxisnähere Inhalte und Studienstrukturen. Der Mangel an Lehrpersonal gefährde den Bildungserfolg junger Menschen.
Es brauche mehrere Maßnahmen, um der Personallücke entgegenzuwirken und die Lehrerausbildung zudem zukunftsfähig aufzustellen. Die Bildungsexperten des Kooperationsprojekts «Monitor Lehrerbildung» forderten ein gemeinsames Engagement von Ländern, Hochschulen, dem Bund und allen Beteiligten der Lehrkräftebildung. Ihre Studie «Lehrkräftebildung im Wandel» geht von fundamentalen Veränderungen beim Lehren und Lernen durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) aus.
Der Personalmangel sei enorm – je nach Berechnung gebe es aktuell rund 40 000 Lehrerinnen und Lehrer zu wenig. Laut Prognosen würden bis zum Jahr 2030 zwischen 31 000 und 81 000 Lehrkräfte fehlen. Zugleich sinkt den Angaben zufolge derzeit die Zahl der Studienanfänger – und ein großer Teil der Studienanfänger bricht das Lehramtsstudium ab oder wechselt in andere Fächer. Die Schülerzahl steige hingegen an. Die Leistungen von Grundschülern seien laut mehreren Untersuchungen besorgniserregend schwach.
Konkret rät das Bündnis, das derzeit verpflichtende Studium von zwei Unterrichtsfächern auf den Prüfstand zu stellen: Das sei international unüblich, für eine gute Unterrichtsqualität reiche ein Fach. Das Lehramtsstudium solle noch stärker und früher praxisnah gestaltet werden. Zudem brauche es auch in puncto Medienkompetenz einen Entwicklungsschub in der Ausbildung. Im Studium müsse es zudem verpflichtend um Chancen, Risiken und Grenzen der KI gehen. Für mehr qualifiziertes Lehrpersonal sei eine deutlich höhere Durchlässigkeit für andere Studierendengruppen erforderlich.
Gütersloh (dpa)