Und wieder neigt sich ein Jahr dem Ende entgegen. Draußen wird es langsam kälter, die Nebel ziehen durch die Täler, die herbstliche Färbung der Blätter weicht. In und an den Häusern werden vorweihnachtliche Lichter entzündet, die Natur kommt offenbar zur Ruhe.
Auch in den Schulen versuchen die Kolleginnen und Kollegen, die Schülerinnen und Schüler in eine Adventsstimmung zu versetzen. Adventskranz, Weihnachtsbaum und winterliche Fensterbilder haben längst ihren Platz gefunden und zaubern eine friedliche Atmosphäre. Es ist die Zeit fürs Geschichtenvorlesen, Adventskalendertürchenöffnen und fürs gemeinsame Basteln.
Fast vergessen ist die Herbststatistik, die manche Schulen noch bis vor wenigen Tagen in Atem hielt. Auch in diesem Jahr lief es nicht reibungslos. Unterstützung gab es durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Supportteams. In mühevoller und geduldiger Eins-zu-eins-Betreuung über TeamViewer wurden unzählige Fehler behoben, nicht immer mit dem Ergebnis eines sauberen und fehlerfreien Abbilds der Situation in den Schulen vor Ort. Und es zeigt sich ein weiteres Mal, dass wir alle noch ganz weit weg von einer wirklichen Entlastung in Sachen Schulverwaltung sind.
Adventsbasare locken Eltern, Verwandte und Bekannte in die Schule. Bei weihnachtlicher Musik sitzen alle zusammen und erzählen vom endenden Jahr. Die Kolleginnen und Kollegen bereiten die Klassen auf die letzten Leistungsnachweise des Halbjahres vor. Morgendliches Adventssingen im Foyer der Schule.
Fast vergessen sind die zurückliegenden schulischen Coronaschutzmaßnahmen, die pünktlich zum Adventsbeginn von der Landesregierung aufgehoben wurden. Und wieder sind es die Schulen, die die Entscheidung aus Mainz vor Ort ausbaden müssen. Eine Winterwelle kann und darf es nicht geben. Längst sind die Markierungen und Hinweisschilder in den Schulen verschwunden und auch die letzten Selbsttests haben ihr Haltbarkeitsdatum erreicht. Da, wo noch vorhanden, werden die restlichen Kontingente an FFP2-Masken zum Schutz der Kolleginnen und Kollegen verteilt. Längst haben die sich mit eigens angeschafften Exemplaren versorgt. Unter dem Deckmäntelchen der „Eigenverantwortung“ werden letztlich auch die Schutzmaßnahmen für die Kolleginnen und Kollegen einkassiert und eine vorweihnachtliche Hoffnung auf „Das wird schon gut gehen“ soll sich breitmachen. Nichts ist mehr von der Verantwortung des Dienstherrn für den Arbeitsschutz und von der Fürsorgepflicht übrig.
In den Klassen treffen sich am späteren Nachmittag Eltern, Schüler, Geschwister, Klassenlehrer und gemeinsam werden kleinere Beiträge zum Advent vorgetragen. Gesungen und musiziert wird zu heißem Kakao und selbst gebackenen Plätzchen bei vorweihnachtlicher Stimmung.
Fast vergessen sind die Belastungen in den Kollegien durch den Ausfall zahlreicher Unterrichtsstunden, weil grundsätzlich nicht ausreichend Personal in den Schulen vorhanden ist, weil auch kein Ersatz für die erkrankte Kollegin zu bekommen ist, weil der Ersatz über PES allzu oft nicht die notwendige Qualifizierung mitbringt, sondern vielmehr noch zusätzlicher Unterstützung durch die anderen Kolleginnen und Kollegen bedarf.
Fast vergessen sind die vielen Kinder und Jugendlichen, die aus der Ukraine und anderen Krisengebieten der Welt zu uns geflüchtet sind und in unseren Schulen mit außerordentlichem Engagement der Kolleginnen und Kollegen ein wenig Normalität in ihrem Leben erfahren wollen.
Das Jahr 2022 hat uns weitere große Herausforderungen gebracht. Krieg, Klimakrise, Energiekrise und Inflation halten unsere Gesellschaft in Atem. Schule hat einmal mehr die Aufgabe erhalten, ein Schutzraum zu sein, in dem Perspektiven entwickelt werden sollen, in dem Gemeinsinn gestiftet werden soll, in dem Demokratie erlernt werden soll und in dem letztlich den Kindern und Jugendlichen eine Zukunft bereitet werden soll.
Es ist die Zeit im Jahreslauf gekommen, in der es traditionell Gewohnheit ist, zur Ruhe zu kommen, bewusst innezuhalten und sich auf die wirklich wichtigen Dinge des Lebens zu besinnen. Es ist aber auch die Zeit, all denen zu danken, die es mit all ihrer Kraft möglich gemacht haben, dass wir auch dieses Jahr die vielen Herausforderungen, Schwierigkeiten, Hindernisse und auch Blockaden gemeistert haben.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien stellvertretend für den gesamten Landesvorstand eine besinnliche Adventszeit, frohe Weihnachten und einen umso besseren Start ins neue Jahr. Herzlichen Dank für Ihre Arbeit und Ihr unermüdliches Engagement für die Bildung und für unsere Zukunft (oder für die Zukunft der Schülerinnen und Schüler)!
Oliver Pick
stellv. VBE-Landesvorsitzender