Rheinland-Pfälzische Schule

50 Jahre Integrierte Gesamtschule Rheinland-Pfalz

Das 50-jährige Bestehen dieser Schulart wird – wie bereits in der vorausgegangenen Doppelausgabe der Mitgliederzeitschrift „Rheinland-pfälzische Schule“ (07/08-2024) – mit einem weiteren Artikel gewürdigt. Während im Interview „Der Mensch im Fokus“ (2024: 15) stand und auf diese Weise die anerkennende Pädagogik aus individueller Perspektive dargelegt wurde, wird nachfolgend ein ebenso zentraler Aspekt, der für den Berufsalltag von Lehrerinnen und Lehrern insbesondere an Integrierten Gesamtschulen des Landes charakteristisch ist, kurz skizziert: die kollegiale Teamarbeit. 

Zusammen statt allein 

Tutoren einer Klasse bzw. das Klassenlehrpersonenteam

Zwei Lehrpersonen bilden das Tutorenteam einer Klasse. Beide tragen die gemeinsame Verantwortung für die Klasse und begleiten alle Schülerinnen und Schüler im Regelfall von der Klassenstufe 5 bis 9 bzw. 10. In enger Zusammenarbeit treffen sie Vereinbarungen und verbindliche Regeln, sprechen sich in grundlegenden organisatorischen und erzieherischen Aufgaben ab und verbessern dadurch die pädagogische Arbeit. Halbjährlich führen sie protokollierte Lehrer-Schüler-Eltern-Gespräche, in denen dialogisch sowohl kognitive als auch soziale oder motivationale Leistungen der Heranwachsenden und deren Entwicklung fokussiert werden. Gesprächsziel sind konkrete und konstruktive Verabredungen von Lernschritten für die nahe Zukunft. Spätestens ab Klassenstufe 8 stehen die jeweiligen Tutorenteams den Jugendlichen sowie deren Eltern während des Schullaufbahnprozesses beratend zur Seite, um sie bestmöglich in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen. 

Jahrgangsstufenteams

Ein Jahrgangsstufenteam besteht aus den Tutorenteams der Parallelklassen. Jedes Jahrgangsstufenteam trifft sich zu fest installierten Zeiten zur Besprechung und Bearbeitung anstehender Veranstaltungen wie beispielsweise Klassenfahrten, berufsorientierende Schülerpraktika, Themen- und Aktionstage und vieles mehr. Repräsentiert wird jedes einzelne Team durch eine Teamsprecherin bzw. einen Teamsprecher, der in der Regel für ein Jahr gewählt wird. Ein Informationsaustausch sowie eine gute Verzahnung der Arbeit wird durch regelmäßig stattfindende Teamsprechersitzungen gewährleistet, an denen ein oder mehrere Schulleitungsmitglieder teilnehmen.

Fachteams

Neben Tutoren- und Jahrgangsstufenteams bilden Lehrpersonen, die in einem Jahrgang dasselbe Fach unterrichten, ein Fachteam. Miteinander wird Unterricht fachwissenschaftlich, fachdidaktisch und pädagogisch geplant, werden konkrete Unterrichtseinheiten arbeitsteilig vorbereitet, Leistungserhebungen konzipiert sowie innovative Wege der Differenzierung entwickelt. Schließlich sind vor allem Integrierte Gesamtschulen programmatisch auf einen maximal heterogenitätsgerechten Unterricht ausgerichtet. 

Kollegiale Teambesprechungen bestimmen ebenso die Arbeit auf der Leitungsebene. Wöchentlich finden Sitzungen statt, an denen auch die Stufenleitungen teilnehmen. Sie sind ein bedeutendes Bindeglied zwischen den Jahrgangsstufenteams und der Schulleitung.

Darüber hinaus haben einige IGSn ein Team für aktive Öffentlichkeitsarbeit, ein Team zur Organisation der Ganztagsschule, ein Team zur Fortbildungsplanung, ein Team zur Schulentwicklung … 

Die nicht abschließende Aufzählung zeigt bereits, dass Lehrerinnen und Lehrer sowie Schulleitungsmitglieder engagiert in verschiedenen Arbeitszusammenhängen regelmäßig und intensiv in Teams zusammenarbeiten, um aktuellen Herausforderungen zu begegnen und komplexe Aufgaben, die viele Bereiche umspannen, zu bewältigen. Von Teamschule kann folgerichtig gesprochen werden. 

Empfehlenswerte Literatur: 

  • Buchfeld, B.; Vater, G.; Seibel, T. (2018): Kooperative Schulkonzepte Teamschule. Das große Handbuch Unterricht & Erziehung in der Schule. Burow & Bornemann (Hrsg.). Wolters Kluwer. Köln. 
  • Hissnauer, W. (o. J.): Arbeit im Team oder 2 + 2 = 7. ILF Mainz. 
  • Ministerium für Bildung (Hrsg.) (o. J.): Formen und Gestaltung der Teamarbeit an der IGS. Eine Handreichung des Gesamtschulreferats im Bildungsministerium. Integrierte Gesamtschulen Rheinland-Pfalz. 

Trotz der Vorzüge, die gut umgesetzte kollegiale Teamarbeit bewirkt, weisen wir aus Personalvertretungssicht nachdrücklich darauf hin, dass die vielzählig wiederkehrenden Sitzungen Ressourcen erfordern, die angesichts des Lehrkräftemangels und der Absicherung der Unterrichtsversorgung nicht ausreichend vorhanden sind. Äußerst kritisch merken wir deshalb an, dass … 

… die zahlreichen regelmäßig stattfindenden Besprechungen zusätzlich zum Stundendeputat von jeder einzelnen Lehrperson erbracht werden!… dass die individuellen Anstrengungen im System Integrierte Gesamtschule nicht angemessen honoriert werden!

… dass das überdurchschnittliche Engagement der Kollegien vonseiten des Bildungsministeriums nicht eigens belohnt wird! 

Unsere Forderungen sind klar: 

Merkliche Entlastung und kreative Wertschätzung aller Kolleginnen und Kollegen! / Aller Kollegien!

Christine Herbst, 

VBE-Mitglied für Integrierte Gesamtschulen