Mit dieser Katastrophe hatte niemand gerechnet. Die Ahr führt jedes Jahr Hochwasser, daran sind die Anwohner gewöhnt. Schon immer hat es auch höhere Fluten gegeben, bekannt sind besonders die Hochwasser von 1804 und 1910.
Aber was sich in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 am Himmel über der Ahr zusammenbraute und sich dann in das Tal ergoss, führte geradewegs in eine Katastrophe, die heute als die Ahrflut bekannt ist. Sie hat materielle und ideelle Schäden verursacht, die auch Jahre danach nicht getilgt sind. 196 Menschen haben ihr Leben in den Fluten verloren, Gemeinden und Ortschaften waren verwüstet, die gesamte Infrastruktur glich einer Trümmerlandschaft. Nicht nur die Betroffenen allein, ein ganzes Land befand sich über Nacht in Schockstarre, Politik und Verwaltungen inklusive. Doch Hilfe kam schnell. Sie kam von außen, soweit Zugänge überhaupt möglich waren, sie kam vor allem aber auch von „innen“, den betroffenen Anwohnerinnen und Anwohnern selbst. Schnell wurde klar: Eine existenzgefährdende Katastrophe wie diese lässt sich nur durch sofortiges gemeinsames Anpacken bestehen.
Vier Jahre danach
Mittlerweile sind vier Jahre ins Land gegangen. Auch wenn es immer wieder – zum Teil berechtigte – Kritik an den externen Wiederaufbauhilfen gab, hat sich im Ahrtal Vieles zum Besseren entwickelt. Wer heute die Region besucht, sieht zwar noch immer die Spuren der Katastrophe, und das wird auch noch viele weitere Jahre so sein; aber er sieht ebenso die Ergebnisse von enormen Aufbauleistungen, die geglückt sind und dem Ahrtal den Weg zurück in die Normalität ermöglichen.
Vor diesem Hintergrund fand am 27. August 2025 in Ahrweiler ein regionaler Tag der VBE-Seniorinnen und Senioren statt. Anlass und Thema waren die Ahrflut und ihre Folgen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten sich vom Ausmaß der Schäden, insbesondere aber vom Stand des Wiederaufbaus, ein konkretes Bild machen.
Rund 90 pensionierte Kolleginnen und Kollegen waren der Einladung der regionalen Initiativgruppe*, unterstützt vom VBE-Landesvorstand, in das Hotel Zum Stern im Stadtzentrum von Ahrweiler gefolgt. Es wurde eine rundum gelungene Veranstaltung mit informativen Führungen durch die – jetzt wieder – malerische Stadt und mit einem mobilen Sightseeing im „Ahrtal-Express“ , mit dem es durch Gassen, Straßenzüge und über Plätze ging, die in den Tagen der Flut meterhoch unter Wasser standen. Und dieser regionale VBE-Seniorentag wurde auch ein ganz besonderes Zusammentreffen vieler Kolleginnen und Kollegen, die sich lange nicht gesehen hatten.
Gelebte Solidarität
Nach einer kurzen Begrüßung und thematischen Einführung durch das „VBE-Urgestein“ Hubertus Kunz , selbst als Bürger und damaliger Bürgermeister von Mayschoß existentiell von den Ereignissen betroffen, ließ es sich der VBE-Landesvorsitzende Lars Lamowski nicht nehmen, die langjährigen VBE-Weggefährten zu begrüßen und Ihnen für ihr Engagement zu danken. Im Zentrum des Treffens stehe zwar ganz klar der Aufbau des Ahrtals, so der VBE-Landeschef. Aber er wolle doch auch die Gelegenheit wahrnehmen und den VBE-Seniorinnen und -Senioren für deren Aufbauleistungen insgesamt danken. Diese Leistungen hätten Schulen und Unterricht gestärkt und den VBE zu dem gemacht, was er heute ist: Eine starke Solidargemeinschaft überzeugter Pädagoginnen und Pädagogen, an dessen bildungspolitischer und gewerkschaftlicher Stärke keine Landesregierung – egal welcher Couleur – vorbeikomme.
Auch Thomas Knies , stellvertretender Landesvorsitzender für die VBE-Region Koblenz, und Ralph Stollorz , Vorsitzender des VBE-Kreisverbandes Bad Neuenahr-Ahrweiler und als Schulleiter ebenfalls von der Ahrflut betroffen, wandten sich in kurzen Statements an die Teilnehmenden und dankten für das Interesse und den langjährigen, andauernden Zusammenhalt unter den Kolleginnen und Kollegen. Der VBE Rheinland-Pfalz habe durch das langjährige Engagement seiner heutigen Seniorinnen und Senioren eine stabile Basis für seine verbandspolitischen Handlungsmöglichkeiten. Hubert Rieck , ehemaliger Schulleiter der Grundschule Bad Neuenahr, beschrieb – ebenso wie Hubertus Kunz in seinen Beiträgen – sehr anschaulich die Veränderungen, die mit der Flut und der Bewältigung ihrer Folgen einhergehen. Er machte kein Hehl aus der Dramatik in zahlreichen Einzelschicksalen, gerade auch unter Kolleginnen und Kollegen, die weiterhin gezielter Unterstützung bedürften.
Trotz alledem – die Hoffnung ist stärker
Ein weiteres Highlight des regionalen Seniorentreffens war während des gemeinsamen Mittagessens das Grußwort von Eva Lanzerath , der ehemaligen Deutschen Weinkönigin der Jahre 2021/2022, also unmittelbar nach der Flutkatastrophe. Nach ihrem Studium ist sie heute Lehramtsanwärterin an der Grundschule St. Martin in Dernau. Sie verstand es in ihren Worten perfekt, die Tragik der Ereignisse mit einer klaren Hoffnung zu verbinden, einer Hoffnung, die nicht zuletzt auf der Gemeinschaftsleistung im Wiederaufbau gründe.
Der regionale VBE-Seniorentag in Ahrweiler war ein informatives und gut besuchtes Treffen, das den Zusammenhalt im VBE dokumentiert, gerade auch jenseits der Pensionsaltersgrenze. Man muss dafür nur Gelegenheiten wie diese schaffen. Der Erfolg für eine aktive Seniorenarbeit im VBE bleibt dann nicht aus.
Hjalmar Brandt
* Mitglieder der Initiativgruppe waren Hubertus Kunz, Barbara Kuch, Hermann Schäfer und der Autor dieser Zeilen. Sie danken für die Unterstützung durch die VBE-Landesgeschäftsstelle.










