News

Weltgesundheitstag: VBE fordert Bildungsministerium zur Teilnahme an TALIS auf

Lars Lamowski: „Wegen der hohen Belastungen im Beruf fallen immer mehr Lehrkräfte krank aus oder sie verlassen den Beruf vorzeitig. Das kann man sich in Zeiten des Lehrermangels nicht leisten. Wir brauchen verlässliche Daten zur Lehrergesundheit, um die Arbeitsbedingungen und damit die Gesundheit der Kolleginnen und Kollegen gezielt zu verbessern.“

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Rheinland-Pfalz fordert das Bildungsministerium auf, am TALIS (Teaching and Learning International Survey) der OECD teilzunehmen, um gezielt Ursachen für die Belastungen der Lehrkräfte zu identifizieren und gezielt gegenzusteuern. Jedoch nimmt Deutschland wegen eines KMK-Beschlusses von 2005 nicht teil.

Lars Lamowski, Landesvorsitzender des VBE Rheinland-Pfalz, kommentiert dies: „Der Bereich der Schülerinnen und Schüler wird mit vielen Erhebungen beleuchtet. Zur Gesundheit und zum Wohlbefinden unserer Kolleginnen Kollegen fehlen hingegen Daten. Dabei wären diese eine Chance die Arbeitsbedingungen an den Schulen zu verbessern. Deswegen fordert der VBE bundesweit alle Bildungs- und Kultusministerien auf, eine Beteiligung an TALIS auf die Agenda zu setzen.“

Dass das notwendig ist, zeigen Daten, die der VBE in repräsentativen forsa-Schulleitungsbefragungen erheben ließ: So sahen im Herbst 2023 mehr als 60 Prozent der Schulleitungen einen Anstieg langfristiger, krankheitsbedingter Ausfälle. Dies gilt sowohl für physische als auch psychische Erkrankungen. Diese Werte sind im Vergleich zu vorherigen Befragungen deutlich gestiegen (2021 ca. 50 Prozent, 2019 mehr als ein Drittel).

Lamowski kommentiert: „Der hohe Fachkräftemangel und der enorme Druck, der damit für Bestandslehrkräfte entsteht, hat Folgen. Doch welche das sind, und wie man ihnen adäquat begegnet, muss eine Datenerhebung und -auswertung zeigen.“

In dem Brief, der den Ministerien in den letzten Tagen zugegangen ist, legt der VBE dar, weshalb eine Teilnahme an TALIS notwendig ist. Dabei wurden fünf Punkte fokussiert:

1) Gesundheit von Lehrkräften endlich systematisch erfassen

Wer gesunde Schulen will, braucht gesunde Lehrkräfte – und die richtigen Daten, um Arbeitsbedingungen gezielt zu verbessern. Wir brauchen die Erfassung des Status Quo, um darauf aufbauend Gegenmaßnahmen zu konzipieren und anzuwenden. Dabei sichert die Evidenzbasierung des Handelns langfristige Erfolge.

2) Internationale Best Practices nutzen und selbst Vorbild werden

Andere Länder haben längst erkannt, wie wichtig Lehrkräftegesundheit ist – und arbeiten mit TALIS-Daten an besseren Lösungen. Deutschland sollte von diesen Erkenntnissen profitieren und selbst mit erfolgreichen Maßnahmen Vorbild sein.

3) Bessere Arbeitsbedingungen für mehr Personal und gesenkte Kosten

Deutschland braucht dringend mehr Lehrkräfte – aber unter den aktuellen Bedingungen wird der Beruf zunehmend unattraktiv, während der akute Mangel weiter bestehen bleibt. Bessere Arbeitsbedingungen helfen, mehr Lehrkräfte zu gewinnen und im Beruf zu halten. Das ist nicht nur gut für die Schulen, sondern spart langfristig auch Kosten durch weniger Krankheitsausfälle und Frühverrentungen/-pensionierungen.

4) Wertschätzung zeigen

Die im System befindlichen Lehrkräfte haben Jahre hinter sich, die geprägt waren von Fachkräftemangel, steigenden Herausforderungen und immer mehr Verwaltungsaufgaben Sie arbeiten unter enormen Druck. Gleichzeitig wird das Bildungssystem oft angegriffen und kritisiert. TALIS bietet auch die Möglichkeit, gerade denjenigen Wertschätzung entgegenzubringen, die in schwierigen Zeiten mit höchstem Engagement die Schulen am Laufen halten: die Lehrkräfte.

5) Mehr Motivation führt zu besseren Bildungsergebnissen

Nicht zuletzt zeigen Studien, dass Leistungen der Schülerinnen und Schüler bei motivierten Lehrkräften besser sind. TALIS könnte aufzeigen, welche Maßnahmen in anderen Ländern dazu beitragen, Lehrkräfte motiviert zu halten. Die Ergebnisse helfen mittlerweile allen am Bildungssystem Beteiligten.