Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ein neues Schuljahr hat begonnen und wir alle stehen wieder vor neuen, umfangreichen Herausforderungen und Aufgaben.
In den letzten Jahren hat die Belastung der Lehrkräfte stetig zugenommen. Der Druck, die Anforderungen des Lehrplans zu erfüllen, die vielen Verwaltungsaufgaben und die steigenden Anforderungen an die Schülerinnen und Schüler, die großen gesellschaftlichen Erwartungen an Schule und Unterricht bringen uns oft an unsere Grenzen. Immer neue Programme, die vermeintlich Entlastungen schaffen sollen, bringen ständige Unruhen in die Schulen. Stress, Überlastung und Burnout sind vorprogrammiert. Das hohe Berufsethos der Lehrerinnen und Lehrer, immer allem gerecht zu werden, alle Neuerungen bestmöglich umzusetzen, für alle Probleme der Schülerinnen und Schüler da zu sein, ist eine Gefahr für die psychische und physische Gesundheit.
Ein Problem, das uns derzeit massiv belastet, ist der immer mehr zunehmende Lehrermangel. An vielen Schulen wird es immer schwieriger, qualifiziertes Personal, vollständig ausgebildete Lehrkräfte zu finden. Die Folgen sind nicht nur überfüllte Klassen, Unterrichtsausfälle und eine noch größere Belastung für die verbliebenen Lehrkräfte. Nicht vollständig ausgebildete oder anders qualifizierte Lehrkräfte schönen zwar die Versorgungssituation der Schulen, stellen trotzdem eine zusätzliche Belastung der Lehrkräfte im System dar, da sie umfangreiche Unterstützung brauchen, die die Kolleginnen und Kollegen zusätzlich leisten. Der Lehrermangel verschärft die ohnehin schon prekäre Situation an den Schulen und gefährdet insbesondere die Qualität der Bildung.
Es ist höchste Zeit, bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen, den Gesundheitsschutz der Lehrkräfte ernst zu nehmen.Wir dürfen es nicht zulassen, dass unsere Gesundheit aufs Spiel gesetzt wird, dass die zunehmenden Belastungen uns krank machen oder gar zur Dienst-
unfähigkeit führen. Wir brauchen mehr Unterstützung, mehr Anerkennung und vor allem mehr Zeit für die unterrichtliche und pädagogische Arbeit.
Die Politik ist gefordert, endlich die enormen Belastungen der Lehrkräfte ernst zu nehmen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Qualifiziertes Personal kann man nur gewinnen und langfristig binden, wenn der Lehrberuf attraktiv ist. Multiprofessionelle Teams an allen Schulen können die Attraktivität des Lehrberufs steigern, Teams, in denen ausgebildete Sozialarbeiter, Verwaltungsfachkräfte, IT-Fachkräfte, Gesundheitsfachkräfte und Lehrkräfte gemeinsam die umfassenden Anforderungen, die unsere Gesellschaft an Schule stellt, angehen.
Aber nicht nur der Arbeitgeber steht in der Verpflichtung, auch die Schulträger sind gefragt, für gute Arbeitsbedingungen an den Schulen zu sorgen und die Gesundheit der Lehrerinnen und Lehrer zu schützen. Der bauliche Zustand mancher Schulgebäude lässt nicht nur die Lehrkräfte langfristig krank werden und ist mancherorts ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft.
Lasst uns gemeinsam für unsere Gesundheit und für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen. Nur so können wir unsere wichtige Arbeit als Lehrerinnen und Lehrer langfristig und erfolgreich ausüben. Der VBE wir auch weiterhin immer wieder „den Finger in die Wunde legen“ und für alle Lehrerinnen und Lehrer kämpfen … mit BISS!
Ich wünsche uns allen ein gesundes und erfolgreiches Schuljahr!
Barbara Mich