Das „Markenzeichen“ von MENTOR ist die Leseförderung im 1:1-Prinzip: Ein Leseförderer kommt einmal wöchentlich für eine Stunde zu immer dem gleichen Kind in die Schule. In dieser Stunde wird erzählt und zugehört, gelesen, gerätselt, gespielt oder diskutiert. Lesementoren betreuen „ihre“ Lesekinder als zuverlässige Partner mindestens ein Jahr lang, manche durch die ganze Grundschulzeit hindurch oder sogar noch – wohlgemerkt auf Wunsch des Lesekindes – nach dem Wechsel zur weiterführenden Schule.
Wer sind die Leselernhelfer/-innen? Meist melden sich Rentner und pensionierte Lehrkräfte, es gibt aber auch Studenten und berufstätige Erwachsene, die sich einmal pro Woche ein Stündchen Zeit nehmen wollen, um „ihr“ Kind in der Schule zu besuchen. In jedem Fall sind es Leute, die gerne Lesen und Freude am Umgang mit Kindern haben. Sie sollten geduldig sein und dem Kind gerne ein zuverlässiger Vertrauter werden.
Für die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler am Projekt „Mentor – die Leselernhelfer“ ist neben der Leseförderung die persönliche Zuwendung ein wichtiger Aspekt. Nicht nur die Leistungen im sinnerfassenden oder lauten Lesen werden verbessert, auch das Selbstbewusstsein wächst. Denn Mentoren haben die Möglichkeit, individuell an den Fähigkeiten und Interessen der Kinder anzuknüpfen. Durch ihre regelmäßige Präsenz werden sie zu einem zuverlässigen (Lese-) Paten. Kinder, die nie gerne lasen, weil sie es nicht konnten oder wollten, freuen sich auf die Lesestunde – und werden von Mitschülern darum beneidet!
Voraussetzung für die Förderung eines Kindes durch einen Mentor oder eine Mentorin ist immer die Zustimmung des Kindes und die der Eltern. Unterstützt wird ein Mentor vom Klassenlehrer/der Klassenlehrerin, die aufzeigen, woran gearbeitet werden kann oder begleitendes Fördermaterial zur Verfügung stellt. Vom Mentor selbst wird ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis verlangt.
Damit in den Lesestunden keine Langeweile aufkommt, sorgt der Verein für neues Lesefutter in Form von Büchern, Rätselheften, Zeitschriften und Lesespielen.
Die Mentoren des Ortsvereins treffen sich drei- bis viermal im Jahr zum Austausch. Zu diesen Treffen werden auch regelmäßig Referenten wie Psychologen, Schulsozialarbeiter u. a. eingeladen, die über Schwierigkeiten berichten, die sich auf die Kinder beim Lernen, in der Entwicklung, im Alltag auswirken. Ebenso präsentieren Verlage für Bücher und Lernmittel ihre Angebote, aus denen dann – dank eingehender Spenden – neues Material angeschafft werden kann. Zu diesen Treffen werden ebenfalls die „Verbindungslehrer“ eingeladen, die als Bindeglieder zwischen Schule und Verein aktiv sind.
Der Ortsverein „MENTOR – die Leselernhelfer Nahe-Hunsrück e.V.“ in Kirn wurde vor 14 Jahren vom Kinderarzt Dr. Bernd Zerfaß und seinen Mitstreitern gegründet. Mittlerweile haben sich dem Verein einige Grundschulen, zwei Realschulen Plus und eine Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Lernen aus der Verbandsgemeinde Kirner-Land, Meisenheim am Glan, und seit einigen Monaten auch aus Idar-Oberstein angeschlossen.
Der Ortsverein selbst ist Mitglied des MENTOR Bundesverbandes mit Sitz in Köln. Von dort kommen Informationen, Tipps, Anregungen und Materialien. Außerdem bietet er die Möglichkeit der Weiterbildung für Mentoren. Bundesweit gibt es 19.000 Lesekinder. 15.000 Mentorinnen und Mentoren sind an 2700 Schulen in 600 Orten im Einsatz.
Gegründet wurde MENTOR – die Leselernhelfer e.V. von Buchhändler Otto Stender in Hannover. Nachdem er mit der Förderung eines Kindes begonnen und die Erfolge sowohl im Lesen als auch bei der Steigerung des Selbstbewusstseins erlebt hatte, sprach er Kunden und Freunde an, um weitere Mitstreiter zu aktivieren. Im Oktober 2007 war Stender mit einem seiner Lesekinder zu Gast bei Anne Will. Seitdem entstanden nach seinem Vorbild bundesweit immer mehr MENTOR-Ableger, in denen Kindern und Jugendlichen die Freude am Lesenlernen durch persönlichen Einsatz und individuelle Betreuung vermittelt wird. In Hannover und Hamburg engagierten sich bald jeweils 1000 Mentorinnen und Mentoren.
In Rheinland-Pfalz gibt es ansonsten nur den MENTOR-Ortsverein in Mainz. Es wäre wünschenswert, dass sich weitere Ortsvereine bilden, um die Kinder fördern zu können, die sowohl Unterstützung beim Lernen als auch einen Gesprächspartner benötigen, der ihnen einmal die Woche seine Aufmerksamkeit schenkt und positiv bestärkt.
Weitere Infos bei MENTOR Nahe-Hunsrück in Kirn, Dr. Bernd Zerfaß, www.mentor-bundesverband.de