Zurzeit erleben wir die Auswirkungen der jahrelangen Fehlplanungen und -entwicklungen im Bildungsbereich, nicht nur in Rheinland-Pfalz. Nein, bundesweit sind die Folgen spürbar. Ein eklatanter Lehrkräftemangel macht sich immer breiter. Der VBE weist seit Jahren auf die drohenden Lücken hin und fordert ein Umdenken. Doch die KMK verschließt die Augen und bemüht sich um Gegendarstellung. Da wird dann sogar noch um die Dauer des doch eingetroffenen Lehrkräftemangels gerungen. Und wer das am Ende alles ausbaden muss, liegt auf der Hand.
In den Schulen vor Ort hat sich vieles bereits verändert. Klassen, die von Studierenden geleitet werden; Lehrkräfte, die völlig überlastet mehrere Gänge zurückschalten müssen; Schulleitungen, die sich entmutigt entpflichten lassen; das sind nur Spitzen des Gesamtdramas, das sich zurzeit im ganzen Land und nicht nur in den Schulen, sondern auch unseren Kitas breitmacht.
Aber auch in den übergeordneten Behörden wird es mit jedem Tag des Mangels schwieriger, alle Schulen angemessen zu personalisieren. Gleichzeitig steigt aber auch der Bedarf und Anspruch, den Eltern und Sorgeberechtigte an Schule haben. Das Spannungsfeld wird täglich größer.
Besonders jetzt, da es an allen Stellen knirscht und knackt, zeigt sich, dass eine Mitgliedschaft in einem starken Verband mehr als sinnvoll ist. Nicht nur, dass man sich mit anderen Kollegen in seinem Kreisverband oder seiner Region über die Probleme im Kontext Schule austauschen kann. Vielmehr erhält man, wenn nötig, auch die entsprechende fachliche und juristische Unterstützung in einem immer schwieriger werdenden Berufsfeld. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Freizeitangebote, die in diesen Zeiten mehr als eine willkommene Ablenkung und Aufmunterung sind.
Durch die anstehenden aktuellen Veränderungen in Schule (Stichwort: Inklusionsverordnung, Novellierung der Förderschulordnung) oder aber auch die Fragen, wie das Land mit den Ergebnissen aus IQB und IGLU umgeht (9-Punkte-Plan) ist das weitere Vorgehen unklar. Welche Konsequenzen werden aus den Forderungen der SWK gezogen? Im Angesicht der aktuellen und andauernden Mangellage werden es sicher andere Zeiten werden in den Schulen und sicherlich wird sich auch das Berufsfeld als Lehrkraft weiter verändern. Wir spüren ja jetzt noch die Last der aufwachsenden Verwaltung über Corona. Das werden ganz sicher keine ruhigen Zeiten werden und genau deshalb werbe ich für eine Mitgliedschaft in einem Verband oder einer Gewerkschaft. Selbstverständlich werbe ich für eine Mitgliedschaft im VBE. Der VBE, ein starker Partner im dbb, setzt sich seit Jahren für die Belange der Lehrkräfte ein. Immer wieder machen wir uns stark für Verbesserungen und eine Attraktivierung unseres Berufsstandes. Regelmäßige repräsentative Umfragen untermauern unser Ansinnen. Auch in den Medien zeigen wir eine sehr hohe Präsenz. Vor allem aber durch unsere Überparteilichkeit können wir uns auch gegen die Entscheidungen und Vorhaben der Landesregierung stellen und den Finger immer genau da in die Wunde legen, wo es besonders schmerzt. Das haben wir vor allem auch in der Coronazeit sehr deutlich gezeigt.
Trotz der zahlreichen Gegenpositionen ist der VBE aber auch immer um gute Lösungen für die Schulen vor Ort bemüht. Wir stehen jederzeit bereit zum Dialog und gehen dort Kompromisse ein, wo diese Sinn machen und in diesen Notzeiten einen Weg aus der Krise für uns alle aufzeigen. Nicht ohne Grund hat der VBE in Rheinland-Pfalz starke Ideen und Visionen in den Bereichen der Grundschulen, der Förderschulen und im Bereich der Sek. I bereits in seiner Delegiertenversammlung beschlossen. Wir wollen aktiv die Zukunft gestalten. Wir stehen bereit für Veränderungen mit Maß und Rücksicht.
Gerade jetzt wirken Entscheidungen, Veränderungen und Umgestaltungen oft wie ein Brennglas, denn sie zeigen gnadenlos die Defizite des Systems auf. Jeder von uns ist mit all seinen Kompetenzen gefordert. Wie wichtig ist gerade jetzt auch eine transparente Kommunikation zwischen allen Beteiligten, vom Ministerium über die ADD in die Kollegien hinein und umgekehrt. Aber dies bedeutet auch, an der ein oder anderen Stelle Mut und Vertrauen zu entwickeln. Und gerade das gelingt in diesen Tagen nicht überall.
Gut, wenn man dann als Lehrkraft einen starken Verband in seinem Rücken hat, wenn es zum Beispiel um Konflikte im Kollegium, mit den Eltern oder mit den Vorgesetzten geht. Die Zeit ist da, um gemeinsam einen Weg aus der Krise zu gestalten. Es geht nicht im Einbahnstraßenmodus. Dort, wo neue Bedingungen, Regeln und Pflichten eingefordert werden, müssen mit entsprechender Rücksichtnahme auch andere Pflichten entfallen.
Wir benötigen dringend eine Veränderung in den Systemen und vor allem eine Entlastung und Anerkennung der Kolleginnen und Kollegen vor Ort.
Höchste Zeit für Zukunft und höchste Zeit für Schule!
Oliver Pick, stellvertretender Landesvorsitzender