Mehr als jede zweite Schule in Deutschland ist einer Umfrage zufolge im Spätsommer mit Personallücken in das aktuelle Schuljahr gestartet. In einer Forsa-Befragung von Schulleitungen gaben 57 Prozent an, dass bei ihnen mindestens eine der eigentlich zur Verfügung stehenden Lehrkräftestellen zum Schuljahresbeginn nicht besetzt war. Im Mittel waren es laut Forsa 1,6 unbesetzte Stellen. Hochgerechnet auf alle gut 32 000 allgemeinbildenden Schulen im Land – also ohne Berufs- und Hochschulen – wären das mehr als 50 000 Stellen. Insgesamt arbeiten an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland laut Statistischem Bundesamt etwa 710 000 Lehrerinnen und Lehrer. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE), der die Umfrage in Auftrag gegeben hatte, sprach angesichts der Lücke von einem «bedrückenden Befund». Der Bundesvorsitzende Gerhard Brand erneuerte die Kritik an der Kultusministerkonferenz (KMK): «In der Realität unserer Schulen ist die Lücke jetzt schon schätzungsweise doppelt so groß, wie die KMK sie für 2035 prognostiziert», sagte er laut einer Verbandsmitteilung. Die große Mehrheit der Schulleiterinnen und Schulleiter (84 Prozent) geht davon aus, dass ihre Schule in Zukunft stark oder sogar sehr stark vom Lehrkräftemangel betroffen sein wird. Besonders groß ist das Problem der Umfrage zufolge an Haupt-, Real- und Gesamtschulen sowie an Förder- und Sonderschulen. Die Einrichtungen versuchen, mit der Beschäftigung von Seiten- oder Quereinsteigern gegenzusteuern. In etwa 60 Prozent der Schulen ist das nach Angaben der Schulleitungen der Fall.
Berlin (dpa)