Rheinland-Pfälzische Schule

Was ist bloß los im Bildungsbereich? Und vor allen Dingen in Rheinland-Pfalz!

Gerade hat der Landtag mit den Stimmen fast aller Parteien – mit Ausnahme der CDU – eine Überführung der Grundschullehrerinnen und -lehrer in die Besoldungsstufe A13 abgelehnt. Eine wenig geistreiche Feststellung traf dabei die Regierungskoalition mit der Bemerkung, dass die Eingangsstufe in Rheinland-Pfalz bei A12 höher sei (ca. 120 €) als in Hessen, da doch Hessen die Grundschullehrkräfte in A13 überführen wird. Dann werden die hessischen Lehrerinnen und Lehrer ca. 400 € mehr erhalten. Da auch NRW seine Grundschullehrkräfte nach A13 bezahlt, dürfte sich wohl ein verstärkter Abwanderungsprozess aus Rheinland-Pfalz in Bewegung setzen. Wer nicht familiär gebunden ist und/oder sogar in Landesgrenznähe zu NRW oder Hessen wohnt, wird sich reiflich überlegen, wo er seinen Dienst verrichtet bzw. wen er sich als Dienstherrn aussucht. Im Übrigen scheint der Spuk aus den ministeriellen Köpfen immer noch nicht verschwunden, dass ja die Kleinen weniger Probleme bereiten und die Klassenmesszahl geringer ist, weshalb ja die Arbeit doch leichter sein muss! Außerdem sind sehr viele in Teilzeitarbeit, weil ja zu Hause ein gut verdienender Ehemann für den Lebensunterhalt sorgt und die Frau diesen Job quasi als „Spaß an der Freud“ ausübt. Hat nicht gerade dieses Bildungsministerium damit geworben, dass im Schuldienst Beruf und Familie wundervoll vereinbart werden können? Waren es nicht die Vertreter von SPD und Grünen, die immer wieder gebetsmühlenhaft auf Frauenquoten und Gleichstellung hinwiesen?

Aber wenn es ans Geld geht, werden die Leistungen der Frauen an Grundschulen nicht gewürdigt! Wenn die Landesregierung nun versucht, die Ursachen der Gesamtsituation an Grundschulen auf Flüchtlinge und Corona zu wälzen, so kann dies nur als primitiver Versuch einer Reinwaschung bezeichnet werden. Denn dann hätten sie wohl vorab schnell gehandelt und eine Doppelbesetzung vor allem in den Eingangsklassen im Grundschulbereich, wo die größte Divergenz bei den Schülerinnen und Schülern im Hinblick auf vorschulische Lernerfahrungen festgestellt werden muss, zur Unterstützung der Lehrkräfte eingeführt.

Über mehr als ein Jahrzehnt hinweg hat man sich in Sicherheit gewähnt, dass im Bildungsbereich alles wunderbar funktioniere, die Schülerzahlen abnehmen und die Klassen kleiner werden würden. Man hat nach Abschluss des Referendariats den Lehrkräften keine Planstellen vermittelt und sie mit Miniverträgen abgespeist, viele sind deshalb in andere Berufe gewechselt, haben dort einen neuen Job gefunden und dem Lehrerberuf Adieu gesagt. Für Rheinland-Pfalz werden düstere Zeiten anbrechen: Wenn nach einem kostenlosen Lehramtsstudium – finanziert durch den rheinland-pfälzischen Steuerzahler – die Absolventen in andere Bundesländer abwandern werden.

Und die Kultusministerkonferenz setzt noch einen drauf, wenn sie beabsichtigt, im Ruhestand befindliche Lehrkräfte zu reaktivieren und Teilzeitarbeit zu begrenzen, Übernahme von Nichtunterricht (Korrektur von Klassenarbeiten!) oder Unterricht in begrenztem Umfang von Lehramtsstudenten unter Anleitung (?) durch Lehrkräfte zu erteilen. Wenn wie in Rheinland-Pfalz bereits Lehramtsstudenten und Quereinsteiger – wenn es sie denn noch gibt – unterrichten dürfen, so könnte man das Lehramtstudium eigentlich abschaffen, wenn das mal so eben mit links geleistet werden kann!

Hier zeigt sich, dass die Bildungsministerien über Jahrzehnte hinweg den kommenden Lehrermangel ignoriert haben und – auch in Rheinland-Pfalz – die Bildungspolitik maßgeblich von Finanzministern und Finanzministerinnen betrieben wurde und weiterhin betrieben wird.

Konrad Ochsenreither